Günstige Immobilien bleiben rar
Scheidungen und Erbauseinandersetzungen sorgen für ein Drittel aller Zwangsversteigerungsgründe.
VON STEFAN MÜLDERS
KREIS METTMANN Im halbjährlichen Rhythmus veröffentlicht die Ratinger Argetra GmbH ihre Analysen im Zwangsversteigerungsmarkt. Der Trend rückläufiger Terminierungen für die Versteigerungen von Wohnimmobilien, Grundstücken und gewerblichen Objekten hält immer noch an. Aber das Interesse an Zwangsversteigerungsimmobilien ist nach wie vor hoch. „Das heutige Zinsumfeld ist weiterhin dafür prädestiniert, um in Immobilien selektiv zu investieren", sagt Argetra-Geschäftsführer Axel Mohr. „Zwangsversteigerungsobjekte werden vermehrt nachgefragt, weil auf dem normalen Markt kaum noch bezahlbare Immobilien zu finden sind. Die Verkehrswertfestsetzungen liegen in der Regel immer unter den regulären Marktwerten. Damit bieten sich sehr gute Renditechancen, zumal Makler und Notarkosten entfallen."
Waren es im ersten Halbjahr des Vorjahres noch 11.800 bundesweite Versteigerungstermine, so ist die Zahl zwischen Januar und Juni 2019 auf 9432 gesunken. Die Gesamtsumme der Verkehrswerte sank von 2,107 Milliarden Euro auf 1,749 Milliarden. „Die immer noch anhaltende Niedrigzinsphase verhindert weiterhin viele Verfahren", weiß Mohr. Rund 50 Prozent aller Zwangsversteigerungsobjekte werden daher schon freihändig verkauft, bevor sie den Gerichtssaal erreichen. „Die Nachfrage nach Immobilien ist nach wie vor hoch, allerdings übernehmen die Banken mit steigenden Preisen höhere Anteile am Finanzierungsbedarf des Kunden. Mit steigenden Zinsen, die derzeit politisch nicht gewollt sind, werden dann aber die Immobilienpreise fallen. Soll dann ein Kredit verlängert werden, führt die Marktschwankungsanalyse der Immobilie zu erhöhten Blankoanteilen, die sich Banken mit hohen Zinsaufschlägen bezahlen lassen. Wer das dann nicht zahlen kann, geht in die Abwicklung." Die Bundesbank warne seit 2017 vor systemischen Risiken durch zu hohe Beleihungen im Bereich der Baufinanzierung. Dass aktuell Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Eigentumswohnungen fast 68 Prozent am Zwangsversteigerungsmarkt ausmachen, bestätigt diese Einschätzung.
Die Gründe für die Eröffnung von entsprechenden Verfahren wandeln sich allerdings leicht. Teilungsversteigerungen zum Zweck der Aufhebung von Eigentümergemeinschaften aus Erbauseinandersetzungen oder Scheidungen haben inzwischen einen Anteil von 30 Prozent. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 24 Prozent. Vor besonderen Problemen stehen ältere Eigentümer: Sie wohnen zwar meist schuldenfrei in ihren Immobilien, haben aber Probleme, Kredite für anstehende Renovierungen zu erhalten. „Das kann auch Mittfünfziger treffen, die wegen sinkender Einkünfte im Rentenalter keine Anschlussfinanzierung mehr erhalten", erklärt Axel Mohr das Risiko für eine eigentlich noch solvente Altersgruppe.
Auch an den Amtsgerichten im Kreis Mettmann ist die Terminanzahl weiter rückläufig
Im Kreis Mettmann ist die Zahl der Zwangsversteigerungstermine ebenfalls weiter rückläufig. An den vier Amtsgerichten wurden insgesamt 52 Termine verhandelt, sieben weniger als im Vorjahrszeitraum (-11,86 Prozent). Noch stärker sind die Verkehrswerte gesunken, von rund 15,1 Millionen Euro auf 11,32 Millionen (-25,06 Prozent). Die Spitze hat das Amtsgericht Mettmann übernommen, wo die Zahl der Zwangsversteigerungstermine von 20 auf jetzt 17 gesunken ist. In Velbert waren es 15 Verhandlungen (23 im Vorjahr), in Ratingen sind die Termine von acht auf elf gestiegen und in Langenfeld von acht auf neun. Während die Verkehrswerte in Langenfeld (-6,44 Prozent auf 2,253 Millionen Euro), Mettmann (-22,55 Prozent auf 3,297 Millionen Euro) und Ratingen (-55,72 Prozent auf Millionen Euro) rückläufig waren, ist die Summe in Velbert gestiegen. Hier wurden 3,444 Millionen Euro erwirtschaftet, 8,07 Prozent mehr als im Vorjahreshalbjahr. Der starke Rückgang in Ratingen erklärt sich vor allem dadurch, dass 2018 am dortigen Amtsgericht ein größeres Gewerbeobjekt versteigert wurde, dass damals allein mit rund vier Millionen Euro bewertet war.
Die Dienstleistungen von Argetra
Monatlich erscheinen die Versteigerungskalender des Ratinger Verlags für Wirtschaftsinformationen deutschlandweit in zwölf unterschiedlichen Regionalausgaben.
Sonderausgaben werden darüber hinaus bundesweit für Gewerbeobjekte und Mehrfamilienhäuser, Millionenobjekte, Zweittermine, Hotel und Gastronomie, Denkmalschutzobjekte oder Land- und Forstwirtschaft/Baugrundstücke, Studentenwohnungen, Teilungsversteigerungen und Ein- und Zweifamilienhäuser herausgegeben.
Online besteht darüber hinaus für Abonnenten ein tagesaktueller Zugang zur Datenbank mit Zwangsversteigerungsterminen aller bundesdeutschen Amtsgerichte.
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