Wohnungsbau im Kreis ist rückläufig
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Mit 929 Wohnungen wurden im Kreis Mettmann 2018 rund zwölf Prozent weniger gebaut als im Vorjahr. Interboden entwickelt neues Quartier in Düsseldorf.
VON STEFAN MÜLDERS
KREIS METTMANN Nicht nur in Großstädten wird bezahlbarer Wohnraum seit Jahren knapp. Das veranlasste die Bundesregierung im vergangenen Jahr zum Wohngipfel, bei dem im September das Eckpunktepapier zur Wohnraumoffensive verabschiedet wurde. Beschlossen wurden neben der Stärkung von Mieterrechten und der Vereinfachung von Bauplanung und -genehmigung vor allem finanzielle Rahmenbedingungen wie die Förderung des sozialen Wohnungsbaus, steuerliche Anreize, die Einführung des Baukindergeldes oder die Erhöhung des Wohngeldes.
Der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) gehen diese Vorhaben nicht weit genug. „Die Baubranche muss die Gewissheit haben, das alles, worin sie heute investiert, auch in fünf und zehn Jahren noch gebraucht wird", heißt es in einer Information zur Wohnungsbaubilanz des IG BAU Bezirksverbands Düsseldorf. Diese Signale aber fehlten in der aktuellen Wohnungsbaupolitik, das zeitlich begrenzte Baukindergeld etwa schaffe keine nachhaltigen Impulse. Statt in den Nebau fließe die Förderung oft in den Kauf alter Gebäude. „Es ist fatal, die Wohnungsbaupolitik von Wahl zu Wahl zu planen, statt verlässliche und wirksame Rahmenbedingungen zu schaffen", sagt Doris Jetten, Bezirksvorsitzende der IG BAU. „Immerhin ist der Wohnungsbau bei wachsender Bevölkerung unverzichtbar und ein wichtiger Motor der Binnenkonjunktur – auch im Kreis Mettmann." Nach Angaben des Statistischen Bundesamts seien im vergangenen Jahr bundesweit rund 285.000 Wohnungen gebaut worden, damit hinke die Große Koalition ihrem Ziel, pro Jahr 375.000 neue Wohnungen zu schaffen, deutlich hinterher.
Auch im Kreis Mettmann werden diese Ziele offenbar nicht erreicht. In 2018 sank die Zahl der neu gebauten Wohnungen nach Angaben der IG BAU unter Berufung auf das Statistische Bundesamt um zwölf Prozent auf 929. Der Anteil von Ein- und Zweifamilienhäusern lag bei 264. „ Hierbei investierten Bauherren 119 Millionen Euro." Dementsprechend sieht Jetten noch deutlich Luft nach oben. „Entscheidend ist, was gebaut wird: die Wohnungen müssen zum Portemonnaie der Menschen passen. ES kommt darauf an, vor allem bezahlbare und Sozialwohnungen zu bauen." Dazu empfiehlt sie, die steuerliche Abschreibung im Mietwohnungsbau dauerhaft von derzeit zwei auf drei Prozent zu erhöhen. Darüber hinaus brauche der soziale Wohnungsbau eine Förderung von mindestens sechs Milliarden Euro pro Jahr durch Bund und Länder. In diesem Jahr unterstütze der Bund den Bau von Sozialmietwohnungen mit lediglich 1,5 Milliarden Euro, ab 2020 würden die Mittel sogar auf eine Milliarde abgesenkt. Zudem fielen pro Jahr rund 80.000 Sozialwohnungen aus der befristeten Mietpreisbindung heraus – deutlich mehr als in den letzten Jahren neu gebaut worden seien.
Wohnen rund um die Gefängniskapelle
Derweil gibt das Ratinger Immobilienunternehmen Interboden bekannt, dass im kommenden Jahr Baubeginn für das neue Quartier „maxfrei" ist. Auf dem ehemaligen Gefängnisstandort in Düsseldorf-Derendorf werden auf 35.000 Quadratmetern – rund um die erhalten gebliebene Gefängniskapelle – 500 Wohneinheiten und 15.000 Quadratmeter Gewerbeflächen entwickelt. Die Wohnungen in bis zu fünf Vollgeschossen teilen sich in 200 frei finanzierte, 170 geförderte und 170 geförderte Studentenapartments. „Mit maxfrei schaffen Interboden und Hamburg Team ein buntes Stadtquartier mit sozialem und nachhaltigem Charakter", sagt Alexander Schmitz, Geschäftsführer der Interboden Innovative Lebenswelten. „Wir sprechen mit unserem Konzept Familien, Paare, Singles, Studenten, Senioren und Geschäftsleute jeden Alters und verschiedener Einkommensklassen an." Gänzlich autofrei und trotzdem ideal angebunden an Innenstadt, Flughafen und das Derendorfer Straßennetz soll „maxfrei" zum Ruhepol mitten im Stadtgeschehen werden. Individuelle Entfaltung, moderne Wohn- und Arbeitswelten und ein nachbarschaftliches Miteinander. Im zweiten Quartal kommenden Jahres sollen die Bauarbeiten für den ersten von insgesamt vier Bauabschnitten beginnen, das gesamte Areal soll bis Ende 2023 fertiggestellt sein.
Soziales und nachhaltiges Wohnen in der Kapelle
Innovativ Die ehemalige Gefängniskapelle auf der Ulmer Höh soll zu einem sozialen und nachhaltigen Wohnkonzept umgestaltet werden.
Ausschreibung Die Baugruppe vergibt das Projekt in einem Baugruppen-Wettbewerb an Zusammenschlüsse bauwilliger Bürger, die ihre persönlichen Wohnwünsche selbstbestimmt und gemeinsam auf dem Areal realisieren möchten.
Bewerbungen sind noch bis Ende September möglich.
maxfrei-quartier.de
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