Was macht eigentlich... Ulrich Schirrmann?
Als Ulrich Schirrmann zur DLRG kam, stand die Bundesgeschäftsstelle noch in Essen. Im September 1989 wurde jemand gesucht, der den Aufbau der Ost-Landesverbände koordinieren konnte. Eigentlich wollte der damals 35-Jährige zur Mercedes-Benz AG, wo er als Teil des ersten Jahrgangs im Aufbaustudium „Internationales Management" seine Abschlussarbeit zur Umwelttechnologie geschrieben hatte.
Bis dahin hatte Schirrmann schon ein bewegtes Ausbildungsleben hinter sich gebracht: Mit 14 die Lehre zum Kaufmann, Abitur nachgeholt, Mathe, Wirtschaftswissenschaften und Maschinenbau studiert, dieses beim TÜV finanziert. Aber schon dort verhinderte nach erfolgreichem Abschluss ein Einstellungsstopp die weitere Karriere. „Als das mit Mercedes nicht geklappt hat, bin ich 1989 erst mal zur See gefahren", sagt er mit einem Lächeln. Genauer: Für einen Freund überführte er eine kleine Segelyacht von Mallorca in die Niederlande. „Das Arbeitsamt fand das damals seltsam, aber ich es einfach gemacht und auf der Seereise meine Gedanken neu sammeln können. Dabei bekam ich immer mehr den Eindruck, dass im Osten Deutschlands meine Zukunft liegen könnte." Mit dieser Vorstellung kam er zurück nach Deutschland und zum Arbeitsamt. Dort machte man ihn auf die Ausschreibung der DLRG aufmerksam, noch im Büro des Sachbearbeiters telefonierte er mit dem Sekretariat der Bundesgeschäftsstelle und saß nachmittags bereits im Vorstellungsgespräch.
Schirrmann trieb von Essen aus zwei Jahre lang den organisatorischen Aufbau der Ost-Gliederungen voran. Zuvor war dieser Bereich nebenbei im Referat Technik, zu der Zeit geleitet von Wolfgang Gorzalka, bearbeitet worden und jemand, der sich hauptsächlich darum kümmert, sehnlichst erwartet worden..
Wechsel ins Ehrenamt
Als Elternzeitvertretung folgten nach dem Aufbau Ost drei Jahre als stellvertretender Referatsleiter Personal, wobei er immer noch viel mit seinen alten Kontakten im Osten zu tun hatte. Ulrich Schirrmann organisierte den Umzug der Bundesgeschäftsstelle nach Bad Nenndorf mit und arbeitete noch ein halbes Jahr dort, ehe die hauptamtliche Karriere für ihn im Verband endete. Aber schon da hatte er Kontakt zum LV Nordrhein bekommen, wo man ihn zunächst in beratender Tätigkeit suchte und dann 1996 zum stellvertretenden Leiter der Öffentlichkeitsarbeit neben Susanne Mey wählte. Die trat etwas später vom Amt zurück und Schirrmann rückte auf. Mit den Neuwahlen 2000 beendete er auch diesen Teil seiner DLRG-Laufbahn.
Schon während seiner finalen Phase im Bundesverband hatte Ulrich Schirrmann die Selbstständigkeit in Oberhausen vorbereitet. Die prägte ihn die nächsten beruflichen Lebensjahre: als Unternehmensberater für verschiedene Telekommunikationsdienstleister und im Gesundheitswesen. Er baute den „pflegedienstfuehrer.de" auf und beriet Pflegedienste in betriebswirtschaftlichen und organisatorischen Belangen. Das war die Basis für seine spätere Tätigkeit als Qualitätsmanagementberater für Zertifizierungen im Gesundheitswesen und seine heutige Funktion als „Qualifizierter Gutachter für den Bereich Medical Devices" im Auftrag der EU, die er seit 2014 inne hat. Dafür reist Ulrich Schirrmann durch halb Europa. Zuständig ist er beispielsweise für Skandinavien, das Baltikum, Israel, Spanien und Portugal, gelegentlich auch für französische Unternehmen. Und ab und zu pendelt er auch zwischen Essen und Brüssel. Seine Aufgabe besteht darin, die Bedeutung neuer Medizinprodukte für Europa beziehungsweise der Welt und ihre technische Relevanz einzuschätzen sowie Business-und Marketing-Plan, Qualifizierung der Mitarbeiter und die Gesamtaufstellung des Unternehmens zu prüfen. Von seiner Einschätzung hängt ab, ob Förderungen für die Produkte erteilt werden oder nicht.
Neue Projekte im Visier
Seine Unternehmensberatung in Oberhausen hatte Ulrich Schirrmann mit Beginn der Arbeit in Brüssel geschlossen. Der heute 64-Jährige verfolgt aber zwei Projektideen aus dieser Zeit weiter. „Ich wollte immer etwas in der Gerontologie verbessern", sagt er. „Darum plane ich immer noch den Aufbau eines Zentrums für Demenzforschung, das auf der Zusammenarbeit mit Kliniken basiert." Mit einer Universität in der Region arbeitet er außerdem an der Idee, ein Entwicklungszentrum für technische Medizinprodukte in NRW aufzubauen. Offiziell würde Ulrich Schirrmann am 1. Juli 2019 ins Rentenalter eintreten – aber seine Pläne für die EU und die eigenen Projekte gehen noch rund fünf Jahre weiter.
Stefan Mülders
Erschienen im Lebensretter Nordrhein, Ausgabe 4/2018.
Dieser Artikel wurde bereits 4213 mal angesehen.