Schneller schalten mit Technik aus Ratingen
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Am 2. September 1999 zog der Weltmarktführer für Elektrifizierung und Automatisierung von Ratingen-Ost in die Oberhausener Straße.
VON STEFAN MÜLDERS
RATINGEN Als sich vor 20 Jahren gleich mehrere Schwertransporter den Weg von Ratingen-Ost aus zum ehemaligen Kasernengelände in der Oberhausener Straße bahnten, war das ein bedeutender Schritt. ABB in Ratingen setzte die Zeichen auf Wachstum, die Stadt hielt einen wichtigen Arbeitgeber und ABB Ratingen stärkte seine Bedeutung innerhalb des Weltkonzerns. Am offiziellen Umzugstermin, dem 2. September, wird die Belegschaft dieses kleine Jubiläum noch mal mit einem Barbecue feiern. „Das bietet unsere Kantine jedes Jahr für die dann anwesenden Mitarbeiter an und jetzt haben wir es auf dieses besondere Datum gelegt", sagt Patrick Bommes vom ABB-Marketing.
Gefeiert wurde allerdings bereits: Das Sommerfest stand im Juni ganz im Zeichen der 20 Jahre am „neuen" Standort an der Stadtgrenze zu Düsseldorf, direkt am Silbersee gelegen (RP berichtete). Im olympischen Rhythmus findet das Event für alle Mitarbeiter und deren Familien statt. Mit einer kleinen Ausstellung erinnerte das Unternehmen fotografisch an die zurückliegende Zeit und dokumentierte damit auch, dass sich das Betriebsgelände in den 20 Jahren bereits mehrfach verändert hat. Neue Gebäude kamen hinzu wie zum Beispiel eine weitere große Halle, in der die Schaltanlagen für die Kunden aufgebaut und getestet werden. „Dafür brauchen wir viel Platz", erklärt Bommes. „Denn es ist in der Branche üblich, dass die Anlagen nicht erst beim Kunden montiert werden. Umfangreiche Tests, auch durch die Kunden selbst, finden bei uns vor Ort statt. So können Nachbesserungen vorgenommen werden, noch bevor die Bauteile auf die Reise geschickt werden." Und die geht beim Schweizer Konzern in die ganze Welt hinaus. Mit den Schaltanlagen für Mittelspannung werden Fabriken, Kraftwerke, Kreuzfahrtschiffe und Stadien ausgestattet. Keine Weltmeisterschaft oder Olympischen Spiele finden ohne Technik von ABB statt. Und bisweilen wurden im Zuge der Sportgroßveranstaltungen auch schon ganze Stadtteile neu elektrifiziert.
Vakuum-Schaltkammern werden als Kernprodukt weltweit geliefert
Das Kernprodukt bei ABB in Ratingen sind Vakuum-Schaltkammern. Zur Zeit des Umzugs kam diese technische Variante gerade erst auf, davor wurden Schaltkammern mit Isolationsgas befüllt. So waren es damals noch zirka 100.000 dieser Kammern, die jährlich produziert wurden. Heute sind es 450.000 bis 500.000 Stück. Die werden in geringem Anteil für die eigene Montage von rund 4000 Schaltanlagen in jedem Jahr benötigt, der weit größere Teil wird aber an alle anderen ABB-Standorte weltweit geliefert. „Auch andere Hersteller bekommen die Vakuum-Schaltkammern von uns", sagt Thorsten Fugel, Produktgruppenleiter für Schaltgeräte und Komponenten.
Die Mitarbeiterzahl hingegen hat sich in den 20 Jahren nur geringfügig verändert. Rund 1000 waren es, die 1999 von Ratingen-Ost mit umzogen, später kamen noch mal etwa 150 vom Heiligenhauser Standort am Höseler Platz hinzu. Heute sind es 1200 Mitarbeiter, die an der Oberhausener Straße für reibungslose Produktionsabläufe sorgen. „Auch bei uns haben natürlich Automatisierung und Roboter Einzug gehalten. Allerdings nicht, um Mitarbeiter einzusparen, sondern aus Gründen der Platzersparnis und Prozessoptimierung." Einige der Maschinen erledigen auf engstem Raum bis zu zehn Arbeitsschritte, für die ansonsten deutlich mehr Montagefläche benötigt würde. Insbesondere im technologisch hoch anspruchsvollen und kostenintensiven Reinraum ist das von großem Vorteil.
Ein so hoch spezialisiertes Unternehmen wie ABB in Ratingen benötigt selbstverständlich auch gut ausgebildete Fachkräfte. Diese werden meist aus internen Strukturen besetzt und auch selbst ausgebildet. Nachwuchsplätze werden sowohl im kaufmännischen wie auch gewerblichen Bereich angeboten.
Angebote für Mitarbeiter und deren Kinder
Zufriedenheit der Mitarbeiter wird bei ABB eine große Bedeutung zugemessen.
Gesundheitswochen sind ebenso regelmäßige Einrichtung wie die obligatorischen Obstschalen.
Mitarbeiterkinder können ganzjährig in den Ferien ins konzerneigene Ferienhaus im Schwarzwald reisen. Von sechs bis zwölf Jahren alleine, ab drei Jahren in Elternbegleitung.
Die Kinderweihnachtsfeier ist eine Tradition aus der Nachkriegszeit. Azubis führen ein Theaterstück auf und der Nikolaus bringt Geschenke vorbei.
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