Dormagen sucht den DLRG-Hausbauer
Architektur-Studenten eines vierten Semesters an der Hochschule Düsseldorf erarbeiteten Entwürfe für den Neubau einer neuen Zentrale für die Ortsgruppe Dormagen. Die ersten drei Preise wurden vor den Sommerferien in der Sparkassen-Filiale übergeben.
Es lag gespannte Vorfreude in den Räumlichkeiten der Dormagener Sparkasse. Die Hitzewelle stand noch am Anfang und die Temperaturen waren – außer für die „arbeitende Bevölkerung" – noch im erträglichen Rahmen. Aber dafür hatten mindestens die anwesenden Studenten der Hochschule Düsseldorf ohnehin keinen Kopf. Ihre Semesternoten hatten sie zwar schon bekommen, aber hier warteten immerhin noch ein paar kleine Geldbeträge auf die ersten drei, die von der Jury als beste Vorschläge gepriesen wurden. Aber auch die anwesenden Mitglieder der OG Dormagen zeigten sich gespannt. Denn hier ging es um nicht weniger als die Entwürfe für ihre neue Zentrale, die bald auf einem Gelände der Stadtbad- und Verkehrsgesellschaft Dormagen (SVGD) in unmittelbarer Nähe zum neuen Stadtbad entstehen soll.
Eine Viertelmillion für den Bau in den Rücklagen
Seit rund 20 Jahren bildet die OG bereits Rücklagen für dieses Vorhaben, das nun endlich Fahrt aufnimmt. 250.000 Euro wurden so angespart, die nun das Grundkapital für den Neubau sein werden. Alles darüber hinaus muss über Spender und Sponsoren noch eingeworben werden – ein Prozess, der beginnen wird, sobald die tatsächliche Deckungslücke feststeht. „Wir rechnen mit mindestens dem doppelten Bedarf", schätzt OG-Leiter Carsten Gösch, der die Preisverleihung einleitete und Teil der Jury war. Neben ihm setzte die sich zusammen aus Gregor Nachtwey vom Fachbereich Stadtentwicklung der Stadt Dormagen, Miro Perossa von der Hochschule Düsseldorf und Klaus Schmitz von der SVGD. Alle vier wählten unabhängig voneinander ihre persönlichen Top 5 aus den Entwürfen aus, die zusammengerechneten Ergebnisse führten dann zum letztendlichen Ranking. Auf Platz eins landete Joshua Hoffmann, der dafür 300 Euro erhielt, der mit 200 Euro dotierte zweite Platz ging an Amelia Jalosinska und 100 Euro für Position drei erhielt Tim Taube aus den Händen von OG-Schatzmeister Marcus Bonn.
Unter den Semesterarbeiten fanden sich 14 brauchbare Vorschläge
Was aber nicht bedeutet, dass der beste Entwurf auch tatsächlich zur Umsetzung kommen wird. Denn einer der wesentlichen Punkte war nicht Teil des Wettbewerbs: Die Kostenfrage. Hier erfolgt im nächsten Schritt eine detaillierte Analyse der Entwürfe aus dem Seminar der Viertsemester, erst dann kann eine endgültige Entscheidung getroffen werden. „Wir sind immer sehr dankbar für derartige reale Aufträge von außen", sagt Diplom-Ingenieur Miro Perossa, der als Dozent der Peter Behrens School of Arts an der Hochschule Düsseldorf dem Projekt zugestimmt hatte und seine Studenten daran arbeiten ließ. „Sonst müssen wir die Semesterarbeiten an fiktiven Projekten entstehen lassen. Und dank der guten und engen Zusammenarbeit mit der DLRG konnten in diesem Fall überdurchschnittlich viele umsetzbare Entwürfe entstehen." Mit 14 brauchbaren Vorschlägen wurde die Durchschnittsquote von 50 Prozent aller Arbeiten deutlich überschritten. Dabei waren die Vorgaben für alle Studenten natürlich identisch: Es sollten nachhaltige Materialien verwendet werden, die sich in die Umgebung einpassen aber nicht die Architektur des nahe gelegenen Bades übernehmen. Das Untergeschoss hatte als feststehende Fahrzeughalle sehr enge Vorgaben, im Obergeschoss konnten die Studenten ihren Ideen freien Lauf lassen. Die besondere Schwierigkeit: das Grundstück ist sehr eng und hat daher klare gestalterische Einschränkungen.
Für ihre guten Entwürfe besichtigten die Studenten zunächst die Örtlichkeiten und machten sich einen persönlichen Eindruck von den Rahmenbedingungen. Anders als bei kommerziellen Architekturwettbewerben gab es nicht nur ein einmaliges Briefing, sondern weitere Informationsgespräche während der Erarbeitungsphase.
Geschäftsstelle im alten Hallenbad war weggefallen
Dass der Neubau einer Zentrale für die OG Dormagen überhaupt notwendig wurde, ergab sich aus dem Wegfall der Geschäftsstelle im alten Hallenbad vor einigen Jahren und der Tatsache, dass das Katastrophenschutzhaus an der Uferstraße in Stürzelberg zu klein wurde. Größere Fahrzeuge und steigender Materialbestand in der Gefahrenabwehr ließen das alte Gebäude an die Kapazitätsgrenzen stoßen. Seit einiger Zeit werden bereits Garagen angemietet, um das Einsatzmaterial unterstellen zu können.
Stefan Mülders
Erster Platz ging an Joshua Hoffmann
Der mit dem ersten Platz gekürte Entwurf von Joshua Hoffmann berücksichtigt neben einem Schulungsraum, Büros, Lager und sanitären Anlagen eine vielseitig nutzbare zirka 65 Quadratmeter große Dachterrasse. Fahrzeughalle und Lagerflächen im Untergeschoss summieren sich auf 300 Quadratmeter. „Meine Konzeptidee war es, die Fahrzeughalle von dem restlichen Gebäude zu trennen und den Eindruck zu erschaffen, dass das Gebäude wie ein Schiff über der Fahrzeughalle schwimmen/ schweben würde. Die Fahrzeughalle soll den Eindruck erwecken, unter Wasser zu sein, sie symbolisiert das Wasser, während die obere Etage einen recht massiven Eindruck erwecken soll, wie ein Containerschiff welches im Wasser treibt."
Auch der zweite Platz von Amelia Jalosinska setzt sich mit dem zentralen Element Wasser auseinander. Sie wollte den Bau mit dem Schwimmbad, ebenfalls einem Neubau, in Verbindung setzen, und nutzt die auch in anderer Nachbarbebauung vorhandenen Farbgebungen für die vertikalen Fenster. „Die niedrigen Fenster sind verspielt um die Lagerhalle herum angeordnet und dies mit unterschiedlichen Höhen, Farben und Abständen. Dazu gibt es hohe Fenster, die das Erdgeschoss mit dem ersten Obergeschoss verbinden. Als Fassade wollte ich etwas ruhigeres, kostensparendes, was dennoch besonders ist und habe mich für Sichtbeton entschieden, da der Grauton mit den Farben der Fenster gut harmoniert."
Erschienen im Lebensretter Nordrhein, Ausgabe 3/2018.
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