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Bildung ist seine Lebensaufgabe - Stefan Mülders - Diplom-Sportwissenschaftler
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Bildung ist seine Lebensaufgabe

Autor: muelders 15.12.2018

Dietmar Winter im Gespräch mit Nachfolgerin Regina Utsch (Foto: Stefan Mülders)

Im Laufe des letzten Quartals 2018 hatte ein Urgestein in der Geschäftsstelle des Landesverbandes seinen letzten Arbeitstag: (Jugend)Bildungsreferent Dietmar Winter verabschiedete sich nach mehr als 34 Jahren aus dem aktiven Dienst. Er erlebte sechs Geschäftsführer, ebenso viele Präsidenten und unzählige Vorstandsmitglieder.

Regina Utsch und Dietmar Winter (Foto: Stefan Mülders)Als Dietmar Winter am 1. April 1984 seinen ersten Arbeitstag als Jugendbildungsreferent bei der DLRG im Landesverband Nordrhein antrat, durfte er gleich voll durchstarten. Mit damals noch über 50 Teilnehmern fand der Landesjugendrat statt. „Da wurde noch richtig intensiv und kontrovers inhaltlich diskutiert", erinnert er sich. Einige zu der Zeit Beteiligte haben später eine lange Karriere innerhalb des Verbandes hingelegt, darunter zum Beispiel Klaus-Peter Hentschel, Helmut Gangelhoff, Herbert Stieger, Dieter Joppa oder Claus Kampermann. „Irgendwie sind sich die Vertreter in diesem Gremium heute nicht mehr so ganz ihrer Verantwortung und Bedeutung bewusst", bedauert Winter. Und stellt fest, dass das vor über 30 Jahren noch eine ganz andere Kultur war: Zwar wurde in der Sache hart um die Zukunft des Verbandes gefochten, danach aber ging´s freundschaftlich zum Kaltgetränk nach nebenan.
Jedenfalls fühlte Dietmar Winter sich gleich pudelwohl in seiner neuen Aufgabe. Die suchte sich der ausgebildete Lehrer bewusst aus, denn zuvor hatte er bereits an allen drei damals gängigen weiterführenden Schulformen – Gymnasium, Haupt- und Realschule – unterrichtet. „Ich wollte raus aus diesem in meinen Augen überbürokratisierten System, in dem der Rahmen einfach viel zu eng gesteckt war. Aber ich hatte auch die klare Vorstellung, dass ich in dem Feld weiter tätig sein wollte, in dem ich ausgebildet wurde: in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen." Dass er dann mit motivierten jungen Menschen zu tun hatte, die alle etwas bewegen wollten, spornte ihn noch zusätzlich an und prägte ihn, seine Arbeit für den Verband und darüber hinaus noch mehr an.

Regelmäßige Veränderungen

Gesamtpolitisch war er in einen Verband gekommen, der gerade vor einem Wandel stand: Die „Ära Schmitz" war im Jahr davor zu Ende gegangen, mit Peter Heidinger ein Präsident an der Spitze, der Vorstand und Mitarbeitern deutlich mehr freie Hand ließ als sein Vorgänger. Jan Schmitz hatte in den Jahren zuvor die kommunale Neugliederung intern umsetzen müssen und den LV neu organisiert. Das tat er mit stringenter und enger Führung. Auf Heidinger folgte Günter Scheerer, der noch in seiner Amtszeit viel zu früh verstarb. „Mit jedem Präsidenten kamen auch immer wieder Veränderungen in der Arbeitsweise. Scheerer hätte ich gerne noch länger erlebt, er war vorwärtsgerichtet und hatte innovative Ansätze." Hans-Willi Boukes als „Mann aus der Wirtschaft" sortierte die finanziellen Verhältnisse im LV neu und sorgte gemeinsam mit Margarete Hennig als Schatzmeisterin für die wichtige und gesunde Basis, von der der Verband heute noch profitiert. Mit Helmut Gangelhoff, der zuvor Bundesjugendvorsitzender war, wurde ein stärkerer Fokus auf die inhaltliche Arbeit gelegt, die auch Ehrenpräsident Volkmar Friemel und der aktuelle Präsident Reiner Wiedenbrück – mit durchaus unterschiedlichen Schwerpunkten – fortsetzten. So waren es insgesamt sechs Präsidenten, die Dietmar Winter in seiner Dienstzeit erlebte. Dazu kamen ebenso viele Geschäftsführer: Dieter Löscher als letzter ehrenamtlicher seiner Zunft, Bernd Pfeiffer, Georg Osing, Wolfgang Worm, Wolfgang Gorzalka und jetzt Dominic Mollocher.

Bleibende Erinnerungen

Noch zahlreicher sind nur die vielen Erlebnisse, die die Bildungsarbeit im Verband mit sich brachte. Der Bildungs- und Jugendbildungsreferent hat unzählige Seminare geleitet und begleitet, auch die verschiedenen Programme und Pilotprojekte kann er kaum zusammenfassen. Aber ein paar Höhepunkte bleiben eben doch hängen im Gedächtnis und können ad hoc abgerufen werden. Wie zum Beispiel jener Winter vor 13 Jahren in Kleve. Von langer Hand vorbereitet worden war die jugendpolitische Fachtagung „Starke Jugend – starker Sportverein" mit landesweiter Bedeutung. Unter organisatorischer Verantwortung der DLRG-Jugend Nordrhein, tatkräftig unterstützt durch die OG Kleve unter Federführung von Jürgen Kattelaens, waren die Sportjugend NRW und das Innenministierium Kooperationspartner. Und dann kam dieser unerwartete Wintereinbruch, fest eingeplante Teilnehmer kamen aus eingeschneiten Straßen ihrer Heimatstädte nicht heraus. Andere schafften es mit Mühe und fanden den Weg an den nördlichen Niederrhein. So kamen trotz widriger Wetterbedingungen fast 200 Teilnehmer zusammen, die eine inhaltliche herausragende Tagung erlebten. „Noch größer war 1987 das Bundesjugendtreffen mit den Deutschen Meisterschaft, für die wir in Mülheim an der Ruhr austragender Verband waren", erinnert sich Dietmar Winter. „Damals kamen über 2000 Teilnehmer in unseren Landesverband, was nur durch ein tolles und sehr gut funktionierendes Team zu leisten war."
Claudia Kieven (Reisen) und Dietmar Winter (Foto: Stefan Mülders)Der größte Tiefpunkt war für Winter die Prüfung durch den Landesrechnungshof im Jahr 1999. Zahlreiche Mängel fanden die Prüfer, nachdem sie eine komplette Woche lang die Geschäftsstelle besucht hatten. Sie stellten aber auch fest, dass viele Fehler systembedingt und durch falsche Vorgaben passiert waren. Die Folgen daraus: eine professionellere Seminarorganisation mit stringenteren Vorgaben beispielsweise für den Umgang mit Teilnehmerlisten und Belegen sowie die Installation eine hauptamtlichen Buchhaltungskraft, die das Ehrenamt entlastete.
Als inhaltliche Herausforderungen stellte Dietmar Winter immer wieder die Zusammenarbeit zwischen der Jugend und der Ausbildung im Verband fest. Erst Mitte der 1990er Jahre mit der JL-/ÜL-Kompaktausbildung änderte sich das. Die Verzahnung zwischen Jugend und Stammverband zu optimieren ist und bleibt seiner Ansicht nach auch weiter eine wichtige Aufgabe. Auch noch immer nicht selbstverständlich: in der Jugend erworbene Qualifizierungen für spätere Weiterbildungen, beispielsweise den methodisch-didaktischen Block, anzuerkennen. „Das gilt aber auch für andere Quereinsteiger oder beruflich erworbene Qualifikationen. Hierfür müssen Kriterien erstellt werden, dass diese meist sogar höher gestellten Inhalte in unseren Ausbildungen anerkannt werden." Außerdem ist es stärker als früher notwendig, die zeitlichen Ressourcen Jugendlicher bei der Entwicklung von Bildungsprogrammen zu berücksichtigen.

Förderung von Mädchen und Frauen im Verband

Claudia Kieven (Reisen) und Dietmar Winter (Foto: Stefan Mülders)Ein Thema, das Dietmar Winter immer wichtig war, ist die Förderung von Mädchen und Frauen im Verband. „In der Teilnehmerschaft der Jugendlehrgänge sind 80 Prozent weiblich. Wo bleiben die in der späteren Verbandsarbeit? Hier müssen sich alle Verbände Gedanken machen, ob für die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Ehrenamt die richten Rahmenbedingungen geschaffen sind."
Ein weiterer wichtiger Bestandteil seiner Arbeit war der Blick über den Tellerrand. Die Zusammenarbeit mit dem Landessportbund, dem Schwimmverband und vereinzelt auch anderen befreundeten Verbänden hatte für Dietmar winter immer große Bedeutung. Dabei war aber auch immer entscheidend, trotz gemeinsamer Themen, Tagungen und Bildungsveranstaltungen auch das eigene Profil zu wahren. „Jugendliche überhaupt noch zu erreichen und ihnen klar zu machen, dass die DLRG für alle Lebenslagen mehr zu bieten hat als ein paar Stunden am Beckenrand, ist wichtiger denn je. Das ‚konkurrierende Freizeitangebot', insbesondere durch die Nutzung von Smartphones, ist groß geworden. Da müssen wir uns einerseits von anderen Verbänden abgrenzen, andererseits aber gemeinsam mit ihnen für mehr Bewegung und Engagement bei den jungen Menschen werben." Dazu gehöre auch, sich des Themas Digitalisierung offensiv anzunehmen. Zwar könnten Seminare mit klassischen Moderations- und Arbeitsmethoden durchaus auch eine gute Abwechslung zum digitalen Alltag bieten, dennoch sei es – nicht nur unter Berücksichtigung sich verändernder und moderner ausgerichteten Förder- und Qualitätsrichtlinien – angeraten, neue Möglichkeiten einer digitalisierten Welt auch in der Bildungsarbeit zu nutzen.

Qualität sichern und Potenziale nutzen

„Für alle, die auf öffentliche Gelder zurückgreifen, ist und bleibt das Qualitätsmanagement eine echte Herausforderung. Wir haben es geschafft, in unserer Bildungsarbeit einen hohen Standard zu erreichen. Das war bereits ein mühsamer Weg, aber jetzt geht es darum, die Qualität einerseits zu halten und andererseits weitere Verbesserungspotenziale auszumachen und umzusetzen." Außerdem gibt Dietmar Winter insbesondere den kommenden Vorständen mit auf den Weg, die rückläufige Mitgliederentwicklung im Blick zu halten und hier gegenzusteuern – was wohl nur durch eine intensivere Zusammenarbeit zwischen dem LV und den Gliederungen zu bewältigen sein wird.
Für die genannten Zukunftsaufgaben wird mit Regina Utsch die Nachfolgerin von Dietmar Winter Verantwortung tragen. Die Sportwissenschaftlerin ist seit Juli neue Bildungsreferentin im Landesverband (LR berichtete). Ihr Vorgänger hingegen freut sich auf die Zeit mit der Familie und die Möglichkeit, sich selbst noch intensiver weiterbilden zu können. Auch ein Ehrenamtsstudium könnte er sich noch vorstellen, aber festgelegt ist Dietmar Winter da noch nicht. „Es gibt noch viel zu tun in unserer und für unsere Gesellschaft. Beine hochlegen ist nicht mein Ding."

Stefan Mülders

Erschienen im Lebensretter Nordrhein, Ausgabe 4/2018.

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