Karriere hat viele Wege
Serie: Fachkräftemangel. Maschinenbauer und Ingenieure aus Ratingen sind in der ganzen Welt gefragt. Kristin Falkenberg und Helmut Bockshammer haben ihre Karriere bei ABB Calor Emag begonnen.
VON STEFAN MÜLDERS
RATINGEN Noch ist Kristin Falkenberg eine Exotin in ihrem Fach. Die 22-Jährige hat sich schon immer für Technik interessiert. "Mathe und Physik haben mich immer fasziniert, ich habe mich nicht nur in der Schule, sondern auch in der Freizeit und in den Ferien damit beschäftigt." Jetzt hat sie ihren Traumberuf gefunden, ist seit April Prüfungsingenieurin bei ABB Calor Emag in Ratingen.
"Ich habe jetzt den Teil an Praxis, den ich immer haben wollte. Klar sitze ich auch am Schreibtisch, aber die meiste Zeit verbringe ich im Labor." Und wenn Kristin Falkenberg da richtig loslegt, dann kann das auch schon mal der Energieversorger merken. "Die Funktionsprüfungen müssen unter möglichst realen Bedingungen ablaufen, dafür muss man einen gehörigen Aufwand betreiben", erklärt Produktmanager Alexander Tröger. Derartige Prüfzentren gibt es nur eine Handvoll in Deutschland. Kunden sind sowohl andere ABB-Standorte der Welt als auch externe Firmen. Auf die Technik in Ratingen vertraut man gerne.
In einem ganz anderen Bereich arbeitet Helmut Bockshammer. Als Wirtschaftsingenieur ist er im Produktmarketing tätig, mit Schwerpunkt Export. "Rund 80 Prozent unserer Produkte gehen in den Export", sagt Dr. Michael Liebers, Geschäftsbereichsleiter deutsche Mittelspannung. "International interessierte Ingenieure sind bei uns also genau richtig aufgehoben." So wie Bockshammer, der ein Trainee-Programm durchlaufen und dabei sechs Monate in Indien verbracht hatte. "Ich habe selbst internationalen Hintergrund und finde die weltweiten Kontakte und Reisen interessant." Darüber hinaus betont er, wie wohl er sich im Kreise der Mitarbeiter in Ratingen fühlt. Trotz der Größe des Unternehmens sei es gelungen, eine fast familiäre Atmosphäre zu wahren. "Als ich hierher kam, habe ich eine Einzelführung durch meinen Vorgesetzten bekommen. Das fand ich schon erstaunlich." Die flachen Hierarchien und Möglichkeiten, schnell Verantwortung zu übernehmen, waren mit ausschlaggebend für ihn, sich für ABB zu entscheiden.
Das Unternehmen ist weltweit permanent auf der Suche nach neuen hochqualifizierten Fachkräften wie Kristin Falkenberg und Helmut Bockshammer. Zurzeit werden alleine in Ratingen 17 Mitarbeiter gesucht, in nächster Zeit werden es 40 sein. "Durchschnittlich benötigen wir 50 neue Mitarbeiter pro Jahr", sagt Liebers. "Das ist die Folge aus stetigem Wachstum und der Generationenpyramide."
Die Fluktuation im Unternehmen sei insgesamt sehr gering, wie Personalerin Yvonne Dammann bestätigt. "Viele unserer Mitarbeiter feiern hier Firmenjubiläen." Die Anstrengungen, neue Fachkräfte zu finden, sind sehr weitreichend. Ein breit aufgestelltes Hochschulmarketing soll kurzfristigen Erfolg bringen und bindet die komplette Führungsriege mit ein.
Exkursionen, Informationsveranstaltungen, Konferenzen und Vorträge sind Teil der Aktivitäten. Im kaufmännischen Bereich und der Elektrotechnik werden jedes Jahr fünf bis zehn Auszubildende aufgenommen.
Die neuen Studiengänge ermöglichen auch andere Wege in den Beruf. Kristin Falkenberg hat ihren Bachelor in Elektrotechnik gemacht. Seit diesem Semester belegt sie berufsbegleitend ein Abendstudium zum Master Wirtschaftsingenieurwesen.
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