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Gründer mit Innovationskraft (Lohr Technologies)

Autor: muelders 15.10.2018

181015 Gründer mit Innovationskraft (Lohr Technologies)

RP online Ratingen

Stefan Lohr nutzte die Insolvenz eines Heiligenhauser Betriebes, um an dessen Standort Neues zu schaffen.

VON STEFAN MÜLDERS
KREIS METTMANN Unternehmensnachfolge hat viele Gesichter: von der Weitergabe innerhalb der Familie über den Verkauf an Mitarbeiter oder Neu-Inhaber von extern bis hin zur Integration in andere Firmen. Noch anders gelagert ist die Nachfolgeregelung, die sich vor rund fünfeinhalb Jahren für Stefan Lohr ergeben hat. Bis dahin Interimsmanager bei verschiedenen Automobilzulieferern gründete er damals sein Heiligenhauser Unternehmen Lohr technologies aus der Insolvenzmasse eines metallverarbeitenden Betriebs. „Wir haben den Auftragsbestand und die verbliebenen Mitarbeiter übernommen und rund zwei Jahre später auch die Betriebsgebäude", sagt Lohr. Für die Produktion wurden noch einige Maschinen vom Verwertungsbetrieb gekauft.
Stefan Lohr und seine Mitarbeiter mussten von der ersten Minute an „Vollgas geben". Die aus der Insolvenz gekauften Auftragsbestände wären endlich gewesen und konnten damit nur der Grundstock für die Unternehmensneugründung sein. „Um aber Neugeschäft in der Automobilindustrie generieren zu können, mussten wir schnellstmöglich die hohen Qualitätsstandards Zertifizierungsanforderungen der Branche erreichen", sagt Lohr. Bereits im Februar 2014, etwas mehr als ein Jahr nach der Gründung, war dieser Status erreicht. Lohr technologies produziert Scharniersysteme für namhafte Automobilhersteller, sorgt also quasi für die zuverlässige Funktionalität bei allem, was sich an einem Auto öffnen oder klappen lässt – vom Kofferraumdeckel bis zur Brillenablage im Innendach. Du das Geschäft ist stetig gewachsen. Die anfänglich 20 Mitarbeiter sind auf inzwischen 50 gewachsen, eine seit 2014 bestehende Kooperation mit dem Lehrstuhl für Leichtbau der Uni Paderborn sorgt für die notwendige Innovationskraft. „Wo war es uns möglich, eigene Produkte im Bereich der Scharniertechnik zu entwickeln", erklärt Stefan Lohr den Schritt. „Wir wollen als ganzheitlicher Lieferant Innovationsführer in diesem Segment werden."

Funktionalität und Produktdesign müssen neuen Anforderungen gerecht werden

Innovativ müssen alle Hersteller im automobilen Bereich sein. Denn Veränderungen in der Fortbewegung haben Auswirkungen auf das kleinste Bauteil. Jetzt schon gehören Kosteneffizienz, Bauraumgestaltung und Leichtbauweise zu den hohen Anforderungen an die Zulieferer. Autonomes Fahren und Carsharing werden die Produktmerkmale weiter verändern. „Die veränderte Nutzung wird auch Änderungen an der Bauweise der Fahrzeuge mit sich bringen. Und diese Schritte müssen alle Zulieferer nicht nur mitgehen, sondern teilweise auch vorausdenken." So gehören vermutlich sich zur Seite öffnende Türen in einigen Jahren der Vergangenheit hat. Wer sich in der Zukunft ein autonom gesteuertes Auto zum Supermarkt bestellt, der will mit Einkaufstaschen in der Hand auch nicht mehr selbst die Türe öffnen müssen. Und das ist nur ein Beispiel dafür, wir Funktionalität und Produktdesign neuen Anforderungen gerecht werden müssen.
So sieht Stefan Lohr die mittelfristige Zukunft seines Unternehmens nicht gefährdet. Seine eigene Nachfolge sieht er aber dennoch nicht in der Familie. Der 41-Jährige hat Kinder im Alter von sieben und drei Jahren – zu jung, um jetzt schon eine Entscheidung zu treffen. Stattdessen will Lohr sich in sieben bis zehn Jahren um einen strategischen Partner bemühen, der dann die langfristige Zukunft für Betrieb und Mitarbeiter sicherstellen soll.

GRÜNDUNGSPHASE

Schwierige Rahmenbedingungen für Neuunternehmer

Auch wenn die vor rund zehn Jahren begonnene Finanz- und Wirtschaftskrise inzwischen Geschichte ist, die Folgen bekommen Investitionswillige und Gründer immer noch zu spüren. Insbesondere wenn es um Finanzierungsfragen geht, liegen doch meist mehr Steine im Weg als Hilfestellungen.
Auch Stefan Lohr kritisiert die Rahmenbedingungen in Deutschland, die es den Unternehmern insbesondere bei Nachfolgefragen nicht einfach machen. Nicht bei Bankengesprächen seien bürokratische Hürden schlichtweg zu hoch.

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