Heiligenhaus. Darauf sind die Heiligenhauser Entwickler stolz: eine LED-Leuchte, eingebaut in die Autotür. Das gab es so noch nicht.
Von Stefan Mülders
Die Autotüre öffnet sich und nach hinten strahlt ein kleines Licht ab - eigentlich kein ungewöhnlicher Vorgang. Aber hier, im Demofahrzeug beim Automobilzulieferer Kiekert, schon. Denn das kleine blaue Licht ist nicht, wie bisher üblich, extra in die Seitenverkleidung eingelassen, sondern ins Türschloss integriert. So simpel, wie die neue Technik auf den ersten, groben Blick erscheint, so naheliegend ist auch die Idee dazu: Zwei technische Komponenten, die ohnehin "miteinander kommunizieren", in ein Bauteil zu integrieren.
"Die ursprüngliche Idee lag schon lange bei Kiekert in der Schublade", erklärt Hans-Theo Menke, der als Leiter der Vor- und Konzeptentwicklung für das neue Patent des Heiligenhauser Automobilzulieferers mit verantwortlich war. "Aber da war es mit der dem damaligen Stand der Technik entsprechenden Glühbirnen-Technik nicht umsetzbar." Das änderte sich durch LED-Lampen. Die kleinen, robusten und langlebigen Leuchtmittel eignen sich perfekt, um auch in kleinteilige Elemente - wie die Kiekert-Schließsysteme es sind - eingebaut zu werden. So holten die Ingenieure die Papiere Ende 2013 aus der Schublade, passten sie technisch an den aktuellen Stand an und gaben sie zur Entwicklung des Prototypen in die Produktentwicklung. Dessen Leiter Hans-Jürgen Gottelt erinnert sich: "Wir kamen dann ungewöhnlich schnell voran, genauer gesagt in gerade mal zwei Wochen, die wir für den Bau benötigten. Das Schloss war als fertiges Bauteil ja bereits vorhanden und passende LED sind quasi im Einzelhandel verfügbar." Üblich sind allerdings Entwicklungszeiten von vielen Monaten, ehe eine Idee in einen Prototypen mündet. Für die umfangreichen Testverfahren, die die Entwicklungen bei Kiekert nach standardisierten Prozessen in mehreren Ländern gleichzeitig durchlaufen, war anschließend ein weiteres Vierteljahr nötig. "Wir können auf unseren Prüfständen weltweite Wetter- um Umwelteinflüsse simulieren, unterziehen unsere Produkte Belastungstest, die einer automobilen Lebensdauer von mindestens sieben, eher sogar zehn Jahren entsprechen", sagt Gottelt. Und genau diese Vorgaben waren es, die mit Hilfe der LED-Technik nun auch für die schon ältere Kiekert-Idee erfüllt werden konnten. "Unsere Schlösser sind auf ein komplettes Automobilleben ausgelegt, sowohl was die Funktionalität als auch die Sicherheit angeht", sagt Thorsten Bendel, der Leiter der Produktentwicklung. "Unsere Schlösser sind keine Austauschprodukte und erst mit der LED konnten wir eine Beleuchtungstechnik sinnvoll integrieren." Die Einsatzmöglichkeiten des neuen LED-Schlosses sind vielfältig, sowohl was die Farbwahl angeht als auch die Funktionalität. Das einfache "nach hinten abstrahlen" ist dabei noch die geringste Aufgabe. Durch die Integration ins Schloss, das in der Regel weiter außen liegt als bisherige Rückstrahlsystem, ist das Licht deutlich früher für nachfolgende Fahrzeuge oder Personen erkennbar. Zudem ließe es sich als Warnleuchte einsetzen für zum Beispiel in Bewegung befindliche Türen oder zur Prüfung der Kindersicherung. Die Einsatzmöglichkeiten lassen sich noch beliebig weiterdenken.
Baulich liegt der große Vorteil darin, dass neben dem Loch für die Schließtechnik keine weiteren Einschnitte in Karosserie und Verkleidung benötigt werden. Außerdem ist die Entwicklung umweltfreundlicher als der Betrieb von Glühlampen und aufgrund geringeren Gewichts gut für die CO2-Bilanz. Das LED-Schloss ist serienreif, findet sich aber noch in keinem Modell eines Herstellers. Zurzeit befindet sich Kiekert mit mehreren Automobilherstellern in Gesprächen, die ihr Interesse am neuen Patent bekundet haben.
SCHUTZRECHTE
Firma hält 1200 Patente
Innovationen sind in vielen produzierenden Unternehmen Tagesgeschäft. Die Kiekert AG hält aktuell rund 1200 aktive Patente, jedes Jahr kommen etwa hundert neue Erteilungen dazu.
Die Zahl der Anmeldeverfahren ist noch deutlich höher. Insbesondere vor Messen verdichtet sich natürlich die Menge der Anmeldungen.
Um die internationalen Patentanmeldungen der zahlreichen Neuentwicklungen kümmert sich im Unternehmen selbst eine Abteilung mit fünf Mitarbeitern. Diese arbeiten eng mit Patentanwälten mit entsprechenden Zulassungen für die jeweiligen Länder zusammen.
Autor: Muelders -- 03.11.2018; 11:21:13 Uhr
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