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In der Süßmosterei Dalbeck können auch Privatleute ihr Obst gegen eine kleine Gebühr in Saft umtauschen. Der Familienbetrieb besteht seit mehr fast 70 Jahren.
VON STEFAN MÜLDERS
HEILIGENHAUS In diesem Jahr läuft die Produktion nicht auf Hochtouren bei der Süßmosterie Dalbeck in Heiligenhaus. Weil die Apfelernte frostbedingt spärlicher ausfällt als in den vergangenen Jahren, sind die drei Vorratssilos Mitte September kaum gefüllt. „Die Bäume auf den Streuobstwiesen geben in dieser Saison nicht so viel her“, sagt Thomas Dalbeck, der den Familienbetrieb in dritter Generation leitet. „Daher bringen unsere Kunden auch nicht so viel Obst zu uns, das wir verarbeiten können.“
Im Mühlenweg wird das Obst, fast ausschließlich Äpfel, zu Saft verarbeitet. „Wir haben in der Lohnmosterei eine einfache Umrechnungsformel: 50 Kilo Äpfel tauschen wir gegen 40 Flaschen Saft“. Dafür fallen dann 55 Cent Verarbeitungspauschale pro Flasche an, zuzüglich Pfand. Das Obst wird gewogen und dann in die Silos gefüllt. Allerdings besteht kein Anrecht darauf, dass sich die angelieferten Früchte hinterher in den Flaschen befinden. „Die Äpfel werden in den Silos gesammelt und dann zu Saft gepresst, wenn eine ausreichende Menge zusammengekommen ist.“ Die Früchte fallen auf ein kurzes Förderband, auf dem faules Obst per Hand aussortiert wird. Gewaschen und vorgemahlen erreicht das Fruchtmuss später die eigentliche Saftpresse. Hier durchläuft es mehrere Walzen, der Saft fließt einfach unten heraus. Übrig bleibt eine trockene Masse, die von einem Entsorgungsunternehmen zur Kompostierung abgeholt wird. „Früher haben die Jäger aus der Region damit das Wild angefüttert, aber das ist heute nicht mehr erlaubt. Und um es als Tierfutter verwenden zu dürfen, müssten wir uns entsprechend zertifizieren lassen“, erklärt Thomas Dalbeck. Das sei zu aufwändig und lohne sich nicht. Sehr wohl zertifiziert ist die Süßmosterei Dalbeck als Biobetrieb. Was aber noch lange nicht heißt, dass auch der fertige Saft dieses Sigel tragen darf. „Wir können ja nicht garantieren, dass wirklich nur ungespritzte Äpfel verarbeitet werden. Das ist zwar in den meisten Fällen so, aber für eine Garantie müsste auch jeder unserer Lieferanten zertifiziert sein.“ Dass Privatleute das nicht machen, liegt auf der Hand. Selbst bei der aktuellen Kooperation mit dem Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) und dem Naturschutzbund (NABU) ist das nicht möglich: Denn auch die beiden Verbände liefern Obst von verschiedenen Wiesen an.
Von der Saftpresse aus wird der naturtrübe Saft zunächst zwischengelagert, ehe er in die Nachbarhalle und die Abfüllanlage gelangt. Die funktioniert vollautomatisch: Die Flaschen werden gereinigt und erhitzt, der Saft mit 80 Grad Celsius im Durchflussverfahren pasteurisiert und dann direkt in die noch warmen Flaschen gefüllt. „Wir wollen die Vitamine erhalten und erhitzen den Saft zur Konservierung nur kurz. Es kommen keine Zusätze hinein, auch kein Zucker.“ Um als klarer Apfelsaft verkauft zu werden, wird der naturtrübe Saft zuvor noch gefiltert. Neben den Kunden, die die Lohnmosterei nutzen, beliefert Dalbeck auch Händler in der Region bis zu 30 Kilometern Umkreis. Dazu werden auch Früchte zugekauft, in diesem Jahr vermutlich etwas mehr als sonst. „Wir pflegen unter anderem ein Netzwerk ähnlicher Betriebe wie wir es sind, weil die Apfelernte regional unterschiedlich ausfällt und so gegenseitig Überhang und Mangel ausgeglichen werden können.“
Familienbetrieb mit langer Tradition
Bereits kurz nach Ende des zweiten Weltkriegs gründete Ernst Dalbeck das Familienunternehmen. Zunächst produzierte er dort Apfelkraut. Das Pressen von Direktsaft aus Früchten kam später hinzu. Heute führt Thomas Dalbeck die Süßmosterei in dritter Generation.
Die Anliefersaison für Früchte beginnt Anfang September und endet im Oktober. Die genauen Termine hängen von saisonalen Gegebenheiten ab und können bei der Süßmosterei unter 02056 69219 telefonisch erfragt werden.
Autor: Muelders -- 31.10.2017; 21:28:31 Uhr
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