Die ersten Studenten am Campus Velbert/Heiligenhaus befinden sich in ihrem Abschluss-Jahr. Vieles läuft gut, aber es gibt auch Makel. Einer davon: Der versprochene Standort existiert noch nicht.
Von Stefan Mülders
HEILIGENHAUS Während die meisten Hochschulen in Deutschland über den Ansturm des doppelten Abiturjahrgangs stöhnen, ist das am Campus Velbert/Heiligenhaus anders. Auch im vierten Jahrgang des Standortes hält sich die familiäre Atmosphäre. Nadine Sticherling gehörte 2009 zu den ersten 28 Studenten, die am Höseler Platz die Räume bezogen. Sie war neben Katja Erdmann die einzige Studentin. Mit der Zeit ist die 27-Jährige, die im Sommer ihr Bachelor-Studium beenden wird, zu einer zentralen Figur unter den Studenten geworden. Sie wurde gemeinsam mit Thomas Dettmar und Tobias Schuster in die neu gegründete Fachschaft hineingewählt. „Die Formalien sind noch nicht alle abgeschlossen, aber das Ziel ist, eine eigenständige Fachschaft zu sein.“ Obwohl Sticherling überwiegend positiv von „ihrer“ Hochschule berichtet, führte der Weg dorthin über kleine Missstände. „In den ersten beiden Jahren, in denen wir nur zwei Tage pro Woche an der Hochschule waren, fielen die Defizite nicht auf“, sagt die Studentin der „Mechatronik und Informationstechnologie“. Dann aber merkten wir zum Beispiel, dass jeden Tag Pizza oder Kiekert-Kantine doch nicht so das Wahre sind.“ Weitere Punkte wurden deutlich: Das „Automaten-Café“ kann eine echte Cafeteria nicht ersetzen, zumal die Preise eher nicht für den Studenten-Geldbeutel gemacht sind. Es existieren keine vergünstigten Wohnungen in der näheren Umgebung und eine Kita wie in Bochum gibt es auch nicht. „Wir zahlen zwar alle unseren Sozialbeitrag, aber hier haben wir nichts davon.“ Ende 2011 wurde der Kontakt zur Bochumer Hochschulleitung und dem Akademischen Förderwerk (AKAFÖ) gesucht, Anfang dieses Jahres kam es zu einem ersten Gespräch. Hier entstand der Vorschlag einer eigenen Fachschaft in Heiligenhaus. Außerdem wurde die Idee eines Brötchencafés geboren. „Zumindest der Raum dafür steht in der vierten Etage inzwischen zur Verfügung“, sagt Nadine Sticherling. Eine Wohnungsvermittlung könnte mittelfristig als Aufgabenbereich der Fachschaft entwickelt werden. Im Moment aber stehen administrative Dinge im Vordergrund, inhaltlich gearbeitet werden kann noch nicht so intensiv. Immerhin ist es gelungen, im Rahmen der Begrüßungstage für Erstsemester einen Grillabend im Heljensbad anzubieten. „Dabei sind wir von der Stadt Heiligenhaus und dem Bad toll unterstützt worden.“ Dickere Bretter bohren wird man aber wohl bei Problemen wie der zeitlichen Überschneidung von IHK-Zwischenprüfungen und Klausuren an der Hochschule.
Wenn Sticherling weiter über Makel nachdenkt, fallen ihr nur noch die nicht durchgeführte Jahrgangsfeier und der Standort selbst ein. „Der Umzug war uns schon viel früher versprochen und die Arbeiten haben noch nicht einmal begonnen.“ Sie selbst wird in ihrer Bachelor-Phase diesen nicht mehr erleben. Doch sonst sieht sie vor allem viele Vorteile wie die tolle Unterstützung durch Dozenten und Professoren oder der hohe Praxisbezug in der Projektarbeit. Darum kann sie sich vorstellen, anschließend den Masterstudiengang zu belegen, sofern auch ihre Arbeitgeber HUF in Velbert Interesse daran hat. Dieser soll ab 2013 in Heiligenhaus angeboten werden.
Entwicklung in Zahlen
Die Entwicklung der Erstsemester ging von 28 im ersten Jahr über rund 40 im zweiten bis hin zu jeweils 70 in 2011 und 2012. Für das kommende Jahr sind 90 Neuanfänger vorgesehen. Die Abbrecherquote ist noch gar nicht ermittelt. „Aber im ersten Jahrgang liegen wir mit zehn Prozent sehr gut“, sagt Professor Jörg Frochte, Prüfungsausschuss-Vorsitzender. Typisch für eine FH wie diese sei etwa ein Drittel. Auch die Zahl der Professoren ist gestiegen: von drei auf acht, darunter die erste Professorin. Nächstes Jahr sollen es 13 sein.
2009 stand gerade mal ein Raum zur Verfügung, in dem die Studenten unterrichtet wurden. Heute verfügt die Hochschule über drei Etagen.
Autor: Muelders -- 09.12.2012; 21:36:13 Uhr
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