VON STEFAN MÜLDERS
Heiligenhaus. Norbert Conzen, ehrenamtlicher Friedhofsverwalter, verschickt pro Jahr zwischen 30 und 40 Briefe an säumige Angehörige.
Wenn die Temperaturen steigen, beginnt auf den Friedhöfen die zweite Hochsaison für Gräberpflege nach den Tagen vor Allerheiligen. Doch nicht alle Grabstätten werden regelmäßig bearbeitet. Mögliche Gründe für verwahrloste Gedenkstätten: Grabpfleger sind verstorben, erkrankt oder weggezogen. Für Norbert Conzen, ehrenamtlicher Friedhofsverwalter für den katholischen Friedhof, sind sie ein Ärgernis. "Es ist traurig anzusehen, wie Gedenksteine langsam vermoosen", sagt er. "Ich verschicke pro Jahr zwischen 30 und 40 Briefe an Angehörige, in denen ich sie an die Grabpflege erinnere."
Auch Hinweisschilder werden an den betroffenen Gräbern angebracht. Wenn das alles über einen längeren Zeitraum nicht hilft, werden die Grabstätten abgeräumt und mit Rasen bepflanzt. "Das ist heutzutage ohnehin eine oft gewählte Grabform. Sie ist pflegeleicht und bietet auf rund einem Drittel der Fläche Platz für einen Gedenkstein und individuelle Gestaltung."
Dass aber auch diejenigen, die die letzte Ruhestätte ihrer Angehörigen pflegen, disziplinlos sein können, davon zeugt die Gießkannengalerie im Eingangsbereich. Für zwei Euro Pfand lassen sich die grünen Wasserbehälter von der Kette lösen und benutzen. "Die Kannen waren immer auf dem ganzen Gelände verteilt", sagt Conzen. "Leider bringt sie kaum jemand zu den zentralen Stellen zurück."
Das kennt man auch auf dem benachbarten evangelischen Friedhof. Doch eine Pfandstelle gibt es hier nicht. "Wenn sich für den evangelischen Teil auch ein Spender fände, würden wir hier ebenfalls einen Ständer aufstellen", heißt es bei der Friedhofsgärtnerei Fernau, die sich um Gräber auf allen vier Heiligenhauser Friedhöfen kümmert. Nicht finden werden die Besucher Transportkarren. Diese können in der gegenüberliegenden Friedhofsgärtnerei ausgeliehen werden. Dass der evangelische Teil auf den ersten Blick etwas unordentlicher wirkt, hat seinen Grund: Während hier ein parkähnlicher Waldcharakter angelegt ist mit vielen Bäumen und randlosen Grabstätten, ist der katholische Teil von gepflasterten Wegen und vielen umrandeten Gräbern geprägt. "Ich persönlich mag die randlosen, die wir im katholischen Bereich rechts vom Eingang angelegt haben, aber lieber", sagt Norbert Conzen.
Auf dem städtischen Friedhof zeigt sich ein ähnliches Bild. Die meisten Gräber sind gut gepflegt, doch Friedhofsgärtnerin Christine Große-Renzmann schreibt ebenfalls rund 40 Briefe pro Jahr an Angehörige von ungepflegten Gräbern. Für den Transport schwerer Gegenstände stehen bei ihr drei Karren gegen Pfand zur Verfügung.
Über Vandalismus wird auf keinem der Friedhöfe geklagt. Norbert Conzen erinnert sich: "Wir hatten vor Jahren mal Ärger mit einer Musikgruppe, die es auf Kruzifixe abgesehen hatte. Die wurden per Zufall in deren Probenraum in Velbert entdeckt."
RUHESTÄTTEN
Vier Friedhöfe mit rund 8000 Grabstellen
In Heiligenhaus werden Verstorbene auf zwei evangelischen, einem katholischem und dem städtischen Friedhof bestattet.
Evangelisch Rheinlandstraße (alter Friedhof ) mit rund 800 Grabstellen, an der Kettwiger Straße (neuer Friedhof) mit rund 2300 Grabstellen
Katholisch Kettwiger Straße mit rund 1400 Grabstellen
Städtisch Friedhofsallee mit rund 3500 Grabstellen
Autor: Muelders -- 06.01.2014; 23:18:06 Uhr
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