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130410 Die Schilddrüse – klein, aber lebenswichtig

 

130410 LA Die Schilddrüse – klein, aber lebenswichtig

 

Das walnussgroße Organ regelt mit seinen Hormonen viele Prozesse im Körper. Fehlfunktionen sind gut behandelbar.
Von Stefan Mülders
KREIS Mettmann Sie ist nur etwa so groß wie eine Walnuss und erinnert in ihrer Form an einen Schmetterling: die Schilddrüse. Sie gehört zu den lebenswichtigen Organen im Körper, sorgt durch das tägliche Ausschütten von Hormonen dafür, dass Herz, Kreislauf, Verdauung, Knochenbau und die Psyche in geordneten Bahnen verlaufen. Mit der Schilddrüse ist es wie mit vielen anderen Organen im Körper: Sie funktioniert dann am besten, wenn wir sie gar nicht spüren.
„Die Schilddrüse ist für die Entwicklung des Menschen von immenser Bedeutung“, weiß Dr. Thomas Ehmann, Chefarzt der Allgemeinchirurgie am Klinikum Niederberg in Velbert. „Ein Neugeborenes ohne Schilddrüse wird zum Beispiel niemals eine Schule besuchen können.“ Fehlfunktionen können demnach gravierende Auswirkungen auf den Körper haben und äußern sich nur in einigen Fällen am Organ selbst. Über- und Unterfunktionen (Hyperthyreose beziehungsweise Hypothyreose) machen sich vielmehr durch andere Symptome bemerkbar.
„Auf die Ausschüttung zu vieler Hormone können zum Beispiel ständige Nervosität, erhöhter Puls, Herzrhythmusstörungen, Stimmungsschwankungen oder Gewichtsverlust hindeuten“, sagt Ehmann. Zu wenig ausgeschüttete Hormone äußern sich gegenteilig, zum Beispiel durch langsamen Herzschlag, Schlappheitsgefühl, Müdigkeit oder Wassereinlagerungen. „Oft fühlen sich Betroffene minderwertig, weil sie kaum noch arbeiten können und auch die Bewegung eingeschränkt ist.“
Die vier Nebenschilddrüsen steuern den Kalziumstoffwechsel, tragen also zum Knochenbau bei. „Diese erkranken seltener, aber Betroffene leiden an Osteoporose, haben Bauch- oder Knochenschmerzen oder neigen auch schneller zu Nierensteinen.“
Problematisch kann eine Vergrößerung der Schilddrüse werden. In extremen Fällen kann diese zu Schluckbeschwerden oder sogar Luftnot führen. „In Deutschland haben wir seit Jahrzehnten das Problem einer Jodmangel-Versorgung“, sagt Dr. Thomas Ehmann. „Dieser führt zur Vergrößerung der Schilddrüse und zur Knotenbildung.“ Hier unterscheidet die Medizin zwischen kalten und heißen Knoten. Letztere treten seltener auf, sorgen für eine örtliche Überfunktion, die wiederum zur Folge hat, dass die restliche Schilddrüse ihre Produktion einstellt.
Als Autoimmunerkrankungen sind heiße Knoten auch als „Morbus Basedow“ bekannt. Dieser kann in der Regel medikamentös behandelt werden. Es kann sich aber auch Gewebe hinter den Augen anreichern, zu Glupschaugen führen und muss dann eventuell operiert werden. Kalte Knoten produzieren weniger Hormone als der Rest des Organs. In seltenen Fällen kann aus den Knoten Krebs entstehen, darum sollten sie auf jeden Fall beobachtet werden. Die meisten Krebserkrankungen an der Schilddrüse lassen sich aber gut behandeln.
Eine relativ schwer festzustellende, aber gar nicht so seltene Erkrankung ist „Hashimoto-Thyreoiditis“, eine nach ihrem Entdecker Hakaru Hashimoto benannte Autoimmunerkrankung, die zur chronischen Entzündung der Schilddrüse führt. „Die Erkrankung äußert sich zunächst in einer Überfunktion, die aber später in eine Unterfunktion wechselt. Einmal erkannt, lässt sie sich aber gut behandeln.“
Operationen an der Schilddrüse sind meist nicht krebsbedingt und nach modernen Maßstäben relativ schonend. „Auf keinen Fall sollte eine Operation zu leichtfertig angegangen werden“, rät Ehmann. „Die Indikation muss sehr sorgfältig gestellt werden. Der Vorteil ist aber, dass die Beschwerden sehr schnell nachlassen.“
Dank neuer Methoden mit Ultraschallmesser und Überwachungsinstrumenten können Patienten das Krankenhaus schon nach zwei bis drei Tagen wieder verlassen. Selbst das Risiko, die Stimmbänder in Mitleidenschaft zu ziehen, ist heutzutage auf zwei bis vier Prozent minimiert.
Wer den Verdacht hat, an der Schilddrüse erkrankt zu sein, sollte zunächst zum Hausarzt gehen, der eine erste Diagnose stellt.

VORTRAG
Informationen rund um die Schilddrüse
Das Klinikum Niederberg lädt alle Interessierten für Mittwoch, 24. April, um 19 Uhr zum Vortragsabend rund um die Schilddrüse ins Forum Niederberg, Oststraße 20 in Velbert ein.
Es geht um Anatomie und Funktion der Schilddrüse sowie mögliche Erkrankungen. Außerdem werden verschiedene operative Behandlungsformen vorgestellt, vor allem moderne und schonende Verfahren. Chefarzt Dr. Thomas Ehmann und Oberarzt Dr. Gerd Blanke werden referieren.



Autor: Muelders -- 06.01.2014; 23:17:43 Uhr

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