ANALYSE Optimismus allein wird einen neuen Aufschwung entlang der Hauptstraße nicht tragen – und Leerstände nicht beseitigen. Einige Händler verzeichnen steigende Umsätze. Aber die Hauptstraße als Flaniermeile ist noch eine Vision.
Händler hoffen auf Neuansiedlungen
VON STEFAN MÜLDERS UND PAUL KÖHNES HEILIGENHAUS Seit der Öffnung des ersten großen Umbauabschnitts der Hauptstraße ist wieder mehr Bewegung in der Innenstadt. Und das ist nicht nur im verkehrstechnischen Sinne zu betrachten. Neben leerstehenden Geschäftsimmobilien, die in den vergangenen Monaten und Jahren mal mehr und mal weniger das Stadtbild mitprägten, kündigen sich zunehmend Veränderungen an.
Ein kleiner Hauch davon war schon bei den beiden Festtagen zur Hauptstraßen-Eröffnung zu spüren – sagt Einzelhandelssprecherin Heinisch. Im Stadtmarketing-Arbeitskreis Handel nimmt man Veränderungen offenbar seismografisch wahr. So seien unmittelbar nach Ende der Bauarbeiten die Umsätze von Händler wieder leicht gestiegen. Dass die Hauptstraße überhaupt ein Anziehungspunkt ist, machte der Bürgermeister während der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post am Freitag noch an einem anderen Beispiel fest: „C & A hat sogar mit beträchtlichem Aufwand eine Rolltreppe eingebaut, verkauft jetzt auf zwei Etagen – und ist hochzufrieden.“
Aber das ist nur eine Seite der Medaille. So ist es offenbar unerwartet schwierig, ein neues Einkaufszentrum marktgerecht zu platzieren. Das scheint jetzt nach einem Jahr im zweiten Anlauf zu gelingen – aber der Neustart hat Kritiker nicht verstummen lassen. Im Gegenteil. Nach wie vor steht die Befürchtung im Raum, ein Einkaufszentrum auf dem Kiekert-Areal, vom Rest der Innenstadt durch die Westfalenstraße getrennt, werde als unliebsamer Konkurrent die Kundenströme von der Hauptstraße ablenken wird. Im Umbau befindliche Ladenlokale verkünden per Plakatierung ihre baldigen Mieter – wie zum Beispiel kodi gegenüber dem Rathausplatz. Im Hintergrund scheint sich noch viel mehr zu tun, was auch über die reine Gerüchteküche hinausgeht.
Nur drüber gesprochen werden kann offiziell noch nicht, weil noch keine Tinte unter den Verträgen trocken ist. „Wir sind rührig und führen viele Gespräche“, sagt zum Beispiel Wirtschaftsförderer Peter Parnow. „So gibt es auch einige vielversprechende Entwicklungen, die aber eben noch nicht in trockenen Tüchern sind.“ So kann er weder über Perspektiven für den bald frei werdenden alten Standort der kodi-Filiale etwas Verbindliches verkünden noch darüber, wie es im und mit dem Rathauscenter weiter geht. Das Objekt, das sich unter Zwangsverwaltung befindet, steht inzwischen weitestgehend leer, weil hier notwendige Umbauten in Angriff genommen werden sollen (RP berichtete). Ähnlich sieht es mit der Aldi- Passage aus. Hier prangt vom Basildonplatz aus gesehen immer noch das „zu vermieten“-Schild am Schaufenster, wo früher der Lebensmitteldiscounter seine Waren verkaufte. Gerüchte sprechen von einem niederländischen Unternehmen, das Haushaltsartikel, Bürobedarf, Kosmetika, Nahrungsmittel, Spielwaren, Textilien, Glas, Porzellan und Keramik, Saison-, Dekound Heimwerkerartikel zu niedrigen Preisen vertreibt. Aus Unternehmenskreisen wurde zwar bestätigt, dass man zurzeit an der generellen Expansion in Westdeutschland interessiert ist und auch Interesse an einem neuen Markt in Heiligenhaus habe, hier aber noch nichts endgültig klar sei.
Dass sich Neuansiedlungen nicht von jetzt auf gleich – oder gar von allein –einstellen, weiß auch die Einzelhandelssprecherin. Sie rechnet damit, dass sich ein deutlicher Aufschwung in rund einem halben Jahr wird sehen lassen können.
Sollte sich das als zu optimistisch erweisen, liegt es nicht an der bewährten Rührigkeit der städtischen Händler.
Autor: Muelders -- 04.06.2014; 23:57:54 Uhr
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