Zum fünften Mal verlieh der Rotary-Club Velbert im Heiligenhauser Waldhotel den Förderpreis für Auszubildende und Berufsschüler. Erstmals konnte keine Abstufung zwischen den besten Bewerbern gefunden werden.
Von Stefan Mülders
NIEDERBERG „Sie alle haben uns mit Ihren Leistungen und Ihrem Engagement höchsten Respekt abgerungen“, sagte Rotary-Präsident Ernst Federle in seiner Laudatio. „Die Gespräche heute haben uns einen interessanten Einblick in Ihr Leben gegeben – und Sie haben uns die Entscheidung wirklich schwer gemacht.“ Deshalb entschied sich die Jury zum ersten Mal, keine Abstufung der Finalisten vorzunehmen. Olga Bruch, Jan Slabon, Simon Stanjek und Mathias Timper wurden mit jeweils 750 Euro aus dem insgesamt 3000 Euro großen Fördertopf bedacht.
Die einzige Dame unter den Preisträgern, Olga Bruch, lebt in Wülfrath, wurde aber in Sibirien geboren. In Kasachstan vollendete sie ihr Studium zur Bauingenieurin, musste in Deutschland aber feststellen, dass sie hier damit wenig anfangen kann. Probleme mit der deutschen Sprache wogen zusätzlich schwer. Mit großem Engagement bewältigte sie Deutschkurse, die Geburt zweier Kinder und die Weiterbildung zur Technischen Zeichnerin. Die Integration ihrer gesamten Familie in die deutsche Gesellschaft liegen ihr genauso am Herzen wie die Pflege der russischen Wurzeln. Außerdem engagiert sich Olga Bruch in einem Verein zur Betreuung von Waisenkindern in ihrer Heimat. Durch eine Kollegin war sie auf den Förderpreis aufmerksam geworden. Das Geld will sie in weitere Fortbildungen investieren.
Das hat auch Mathias Timper vor. Der Velberter muss Kosten für die bereits laufende Weiterbildung zum Betriebswirt tragen. Außerdem steht mittelfristig der Umzug in die erste eigene Wohnung an. „Dafür spare ich schon eine ganze Weile.“ Im Verein Pro Mobil hatte Timper seinen Zivildienst absolviert und sich auch danach noch für behinderte Menschen engagiert. Neben seinem Einsatz als Übungsleiter im Sportverein bringt sich der Industriekaufmann in die Gemeindearbeit der Neuapostolischen Kirche ein. Hier schlägt auch das ehrenamtliche Herz von Jan Slabon. Der Heiligenhauser ist inzwischen sogar Diakon und bringt sich in jeder freien Minute in die kirchliche Gemeinschaft ein. „Soziales Engagement ist eine Frage des Willens“, sagt er. Wie Mathias Timper war er unter anderem durch dessen Freundin auf die Ausschreibung aufmerksam geworden. Sloban hat schon eine wechselhafte berufliche Vergangenheit. Einer Ausbildung zum KfZ-Mechaniker folgte die Zeit „auf Schusters Rappen“, in der er zum Teil im Ausland als Estrichleger unterwegs war, um genügend Geld für eine berufliche Neuausrichtung anzusparen. Der Kauf einer neuen Küche weckte Interesse an der Ausbildung zum Möbelkaufmann. Das anschließende Studium wird von seinem Arbeitgeber unterstützt. Das Geld wird der Heiligenhauser in einen neuen Computer und die Mietkaution fürs Studentenwohnheim investieren.
Der vierte im Bunde ist der Heiligenhauser Simon Stanjek. Der Klimatechniker hat die Meisterschule unterbrochen, weil sich ihm die Chance bot, das Hobby zum Beruf zu machen: Er geht im April zur Berufsfeuerwehr Mülheim. „Es war keine leichte Entscheidung, aber beides zusammen ging nicht.“ Schon als Zwölfjähriger zog es ihn, dem Beispiel seiner älteren Brüder folgend, zur Jugendfeuerwehr, wo er sich fortan intensiv einbrachte. Sein berufliches Leben startete er zunächst in einem anderen Fachgebiet. Jetzt aber hätten sich neue Ausbildung und Abschluss der Meisterschule ein halbes Jahr lang überschnitten. „Ich hoffe, den Meister später noch abzuschließen.“ Das Geld wird für die Bezahlung der Meisterschule verwendet.
Der Förderpreis
Für den Rotary Club steht soziales Engagement bei den Zielen weit oben. Vor diesem Hintergrund wurde auch der Förderpreis für Auszubildende ausgerufen. Er soll ein Pendant zu den Stipendien für Studierende sein. Kriterien sind eine sehr gute Leistung in der Ausbildung und das soziale Engagement der Jugendlichen. In der Jury sitzen neben dem amtierenden Präsidenten Vertreter der Kreishandwerkerschaft, der IHK, des Berufskollegs Niederberg und sachkundige Mitglieder des Rotary Club Velbert.
Autor: Muelders -- 13.06.2012; 21:56:35 Uhr
Dieser Artikel wurde bereits 3730 mal angesehen.