VON STEFAN MÜLDERS
Heiligenhaus. Vor 15 Monaten gründete sich in Heiligenhaus der Bürgerbusverein. Am Montag rollt das Gefährt ab 9 Uhr für acht Fahrgäste und einen Rollator zur Jungfernfahrt aus. Ein Traum wird damit Wirklichkeit.
Schon seit vielen Jahren mahnt Grete Bucher an, dass Heiligenhaus unbedingt einen Bürgerbus benötigt. Selbst aktiv zu werden, dazu war die inzwischen 96-Jährige nicht mehr in der Lage. Viele Versuche und Ansätze hat sie erlebt, die letztendlich scheiterten. Jetzt aber stand sie fast ungläubig mit ihrem Rollator vor dem weißen Bus, der ab Montag von der Rathausrückseite aus Richtung Nonnenbruch und Wassermangel rollen wird. "Dem Bürgermeister habe ich immer gesagt: Wenn der Bürgerbus kommt, bin ich nicht mehr da", erzählt die trotz ihres Alters rüstige Dame. Zumindest in diesem Punkt lag sie falsch, auch wenn sie nicht weiß, ob sie jemals einsteigen wird: "Meine Gesundheit macht mir nun doch Probleme. Ohne Begleitung kann ich nicht mehr vor die Türe gehen." Und doch freut sie sich, dass ihr Wunsch nun Wirklichkeit geworden ist. Maßgeblichen Anteil daran haben die Mitglieder des Stadtmarketings.
Aus ihrer Initiative heraus, trotz bereits gescheiterter Versuche erneut ein Projekt Bürgerbus aufzusetzen, wurde im Juli 2011 der Verein einzig zu diesem Zweck gegründet. Zuvor hatte man sich bereits intensiv mit rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen auseinandergesetzt. Die städtischen Tochterunternehmen stiegen in die finanzielle Unterstützung ein.
Stadtwerke, Stadt- und Bodenbauentwicklungsgesellschaft und Neander-Energie zieren deshalb Seiten und Rückwand des Gefährts. Privater Sponsor ist der Rewe-Markt in der Innenstadt, repräsentativ auf der Motorhaube platziert. "Uns war sehr wichtig, durch das Sponsoring das ehrenamtliche Engagement des Vereins und seiner Fahrer zusätzlich zu würdigen", sagt Bürgermeister Jan Heinisch. "So müssen die Mitglieder nicht noch jedes Jahr aufs Neue loslaufen und die Finanzierung sicherstellen." Sehr wohl seien interessierte Werbeträger sehr gerne gesehen.
Mit 27 ehrenamtlichen Fahrern startet der Bürgerbus. Zwischen 9 und 13 Uhr sowie nach einer zweistündigen Pause 15 bis 19 Uhr ist der Bus im Einsatz. "Damit halten wir die vorgeschriebenen Lenkzeiten für Fahrer ein", erklärt Rolf Watty, Vorsitzender des Vereins. Von der Rheinbahn wurden die Fahrer ausgebildet und betriebsärztlich untersucht.
"Das ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern dient auch der Sicherheit der Fahrgäste", sagt Helmuth Höhn, Leiter Verkehrswirtschaft bei der Rheinbahn. "Für uns sind Bürgerbus-Projekte nichts Neues und wir unterstützen derartige Initiativen gerne." Aus rechtlichen Gründen darf ein Verein einen Bürgerbus nicht selbstständig betreiben. Er braucht ein Unternehmen des Öffentlichen Personennahverkehrs im Hintergrund.
Acht Fahrgäste haben Platz im Bürgerbus, auch ein Rollator kann mit. "Aus der Erfahrung heraus reicht das auch", sagt Höhn. "Wenn es eng wird, haben wir in Erkrath bereits erlebt, dass die Wartenden das untereinander lösen." Das dürfte höchstens dann der Fall sein, wenn an Markttagen viele gleichzeitig nach Hause möchten.
Ticketpreise
Für Fahrten mit dem Bürgerbus gelten keine Tickets des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR). Einzelfahrten für Erwachsene kosten 1,50 Euro, Kinder zwischen sechs und 14 Jahre zahlen einen Euro. Bis sechs Jahre und für Behinderte mit entsprechendem Ausweis ist die Fahrt kostenlos. Fahrscheine werden direkt beim Fahrer gelöst.
Autor: Muelders -- 09.12.2012; 21:45:16 Uhr
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