VON STEFAN MÜLDERS
Heiligenhaus. Drei Sonnentage über Pfingsten – mehr hatte dieser Sommer dem Freibad Heljensbad bisher nicht zu bieten. Das Hallenbad bleibt aber trotzdem geschlossen, weil die Energiekosten für den Parallelbetrieb der Bäder laut Stadtwerke zu hoch sind.
Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung – diesen Spruch dürfte fast jeder schon mal in irgendeiner Situation gehört oder selbst benutzt haben. Doch im Schwimmbad helfen solche Alltagsweisheiten nicht weiter. In den Himmel blickt Holger Brembeck nämlich schon lange nicht mehr. Der Leiter des Heljensbades lässt sich vom Wetteramt Essen informieren, was da Tag für Tag Schlechtes auf ihn und seine Mitarbeiter zukommt. Und im Internet kennt er inzwischen zahlreiche Seiten, die Sonne prognostizieren sollten, es aber nicht tun.
"Dieser Sommer ist echt frustrierend. Und er wird auch dann nicht besser, wenn ich noch so oft die meteorologischen Experten zu Rate ziehe", bilanziert Brembeck. Sein Job macht ihm zurzeit keinen Spaß, das ist sofort zu spüren. Und den anderen im blau-weißen Dress geht es auch nicht anders. "Das Personal muss ja trotzdem da sein, denn die Sicherheit jedes einzelnen Besuchers muss gewährleistet sein." Nur auf die ehrenamtlichen Rettungsschwimmer am Wochenende wird zurzeit meistens verzichtet. "Seit der Öffnung im Mai hatten wir gerade mal drei Sonnentage an Pfingsten, das war's. So extrem habe ich das noch nicht erlebt."
Schon 2011 war der Sommer verbesserungswürdig und die Besucherzahlen entsprechend schlecht, aber dieses Jahr "erleben wir den Supergau". 60 bis 80 Besucher zählt Holger Brembeck täglich. Nicht alle auf einen Schlag, sondern über Stunden verteilt. Zum Vergleich: In besten Sommermonaten wie dem August 2003 oder während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 waren es 4000 bis 6000 Gäste pro Tag! Wenigstens die Sauna läuft gut, was für Sommermonate sehr ungewöhnlich ist. Doch die 1700 Saunagänger im Juni fangen die defizitären Besucherzahlen des Freibades nicht annähernd ab. Stellt sich die Frage, warum das Hallenbad nicht geöffnet wird – immerhin befindet es sich mit gleichem Eingangsbereich auf demselben Gelände.
"Eine schnelle Wiedereröffnung des Hallenbades geht nicht mal eben so von heute auf morgen", erklärt Stadtwerke-Chef Michael Scheidtmann. "Das braucht einige Tage Vorbereitungsarbeit." Im dritten Jahr bleibt die Halle von Mai bis August geschlossen. Angesichts der Bilanz eines guten und zweier drastisch schlechter Sommer sollte das Konzept vielleicht noch mal überdacht werden. Doch Scheidtmann sagt: "Dass wir Frei- und Hallenbad nicht parallel betriebsbereit halten, ist Teil unserer Sparbemühungen. Die Energiekosten dafür sind einfach zu hoch. Wie üblich werden wir im Winter darüber beraten, wie wir uns dazu im kommenden Jahr verhalten."
Es bleibt also bei der geplanten Wiedereröffnung am 1. September. "Fürs Freibad hoffen wir weiter auf gutes Wetter", so Scheidt. Auch die nächsten Tage machen nicht viel Hoffnung auf langfristige Besserung. Zwar sind für den Anfang der kommenden Woche steigende Temperaturen angesagt, doch das nächste Tiefdruckgebiet soll schon wieder im Anmarsch sein. "Wir sind für den großen Ansturm gerüstet und freuen uns über jeden Besucher", sagt Holger Brembeck. Bis dahin werden sich seine Mitarbeiter weiter mit Reinigungs- und Reparaturarbeiten die Zeit vertreiben. Und mit dem Blick auf Wetterdaten aus dem Internet.
August muss es richten
Heiligenhauser Schwimmfans sind seit vielen Monaten leidgeprüft. Erst der maue Sommer 2011, dann die lange Schließung des Hallenbades wegen der Sanierung der Dachkonstruktion. Jetzt folgt eine Freibadsaison, die die schlechte Bilanz des Vorjahres noch unterbietet. "Uns hilft nur noch ein extrem sonniger August", sagt Holger Brembeck.
Informationen zum Bad unter www.heljensbad.de.
Autor: Muelders -- 07.11.2012; 11:25:41 Uhr
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