Rheinische Post Ratingen vom 31. Oktober 2016
Rheinische Post Mettmann vom 31. Oktober 2016
Online-Version Ratingen (RP online)
Online-Version Mettmann (RP online)
Obwohl seit vielen Jahren vor ihnen gewarnt wird, scheinen die getarnten Verkaufsevents immer noch ein einträgliches Geschäft für die Veranstalter zu sein.
VON STEFAN MÜLDERS
KREIS METTMANN Früher waren Heizdecken und Wundermatratzen, heute klingelt die Kasse vor allem dann, wenn es um das Thema Gesundheit und im Besonderen um Nahrungsergänzungsmittel geht. Diese Erfahrung zumindest hat Andreas Adelberger von der Beratungsstelle der Verbraucherzentrale in Velbert gemacht. „Da geht es auch schon mal in vierstellige Beträge hinein, wenn Kunden nach einer solchen Verkaufsfahrt zu uns kommen.“
Das Prinzip ist alt und offenbar immer noch erfolgreich: Vornehmlich ältere Mitbürger werden über Flugblätter auf Kaffeefahrten gelockt und tappen dann in die Verkaufsfalle. Während der Tour werden in die Teilnehmer in kleine Säle gebracht und bekommen dort Waren angepriesen: Oft überteuert und mit Verträgen, die einen Widerruf hinterher nahezu unmöglich machen. „Inzwischen kassieren die Verkäufer vor Ort mit EC-Kartenlesegeräten, dann ist noch nicht mal das Zurückholen des Geldes möglich“, erklärt Adelberger. Grundsätzlich seien über Widerrufsfristen und im Falle der Nahrungsergänzungsmittel auch das Heilmittelwerbegesetz die Rechte der Verbraucher ganz gut geregelt. Aber die Angaben auf Verträgen und Werbezetteln reichen meist nicht aus, um überhaupt gegen jemanden vorgehen zu können. „Über Postfächer und fadenscheinige Angaben werden Veranstalter und Verkäufer geschickt verschleiert. Eine andere Masche ist es, dass bei EC-Zahlung der Geldempfänger und der angegeben Veranstalter nicht übereinstimmen. Auch da läuft man seinem Geld meist vergeblich hinterher.“
Und so können Andreas Adelberger und seine Kollegen der Verbraucherzentralen im Nachhinein auch oft nicht helfen und bauen weiter auf Aufklärung und Vorbeugung. „Man sollte sich dreimal überlegen, ob man an einer derartigen Fahrt überhaupt teilnimmt.“ Da sei es schon fast Glück, wenn man zu nachtschlafender Zeit eine von den Personen ist, die bei den schlecht geplanten Kaffeefahrten keinen Platz mehr im Bus bekommen haben. „Lassen Sie sich nichts aufschwatzen und unterschreiben Sie nichts vor Ort. Dazu haben Sie keine Verpflichtung“, warnt Adelberger. „Aber werden Sie auch nicht ausfallend, sonst kann es Ihnen passieren, dass Sie mitten im Nirgendwo einfach stehen gelassen werden.“ Das ist zwar auch nicht zulässig, aber wenn es passiert, hat man selbst erst mal den Ärger. Daher ist es angeraten, schon den Werbezettel im Briefkasten einfach in den Papierkorb zu werfen, anstatt sich von Geldgewinnen, Geschenkversprechen oder gutem Essen locken zu lassen.
Das Problem: Die Veranstalter suchen sich gezielt ältere Menschen aus, die oft unter Einsamkeit leiden und sich auf diese Weise Gemeinschaft und Kontakte erhoffen. Darum funktioniert die Masche immer wieder. Wie viele Kaffeefahrten in der Region angeboten werden, weiß Andreas Adelberger nicht. Aber im Nachhinein bekommen er und seine Kollegen dann immer wieder mit, dass es wieder so eine Bustour gegeben hat, auf der Wundermittel zu überteuerten Preisen angeboten und erfolgreich verkauft wurden.
Beratung der Verbraucherzentralen
Auskünfte und persönliche Hilfe bei dubios erscheinenden Bustouren gibt's online unter www.verbraucherzentrale.nrw/kaffeefahrten oder in den Beratungsstellen der Verbraucherzentrale NRW: www.verbraucherzentrale.nrw/beratung-vor-ort. Beratungsstelle Velbert, Friedrichstraße 107, 42551 Velbert, Telefon 02051 8090181
Autor: Muelders -- 12.11.2016; 23:41:43 Uhr
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