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130411 Wie Schüler Schulden verhindern wollen

 

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VON STEFAN MÜLDERS
Heiligenhaus. Für Jugendliche wird es immer wichtiger, mit Finanzen verantwortungsvoll umzugehen. An der Realschule arbeiteten Scouts der zehnten Klasse nach Anleitung durch die Caritas mit Sechstklässlern zusammen.
"Ich kann jetzt Wünsche von Bedürfnissen unterscheiden und weiß wie man Schulden macht – und natürlich, wie man sie verhindert", sagt der zwölfjährige Sechstklässler Moritz. "Als ich zuhause von dem Projekt erzählt habe, haben mir meine Eltern einen Handyvertrag von meiner Schwester vorgelegt. Da konnte ich im Kleingedruckten zeigen, dass sie schon jetzt Schulden hat."
Moritz hat sich an der Heiligenhauser Realschule zusammen mit seinen Mitschülern aller sechsten Klassen von "Finanzscouts" beraten lassen. Das sind zum Beispiel Vanessa, Janosch, Busra und Sina aus der zehnten Klasse. Sie hatten sich gemeinsam mit Caritas-Schuldnerberaterin Nicole Hafner überlegt, wie man Jugendlichen das Thema Schulden näher bringen kann.
"Ich habe schon mehrere Beratungsprojekte an Schulen durchgeführt, wollte aber immer mal was mit Multiplikatoren machen", sagt Hafner. Im Jugendrat der Stadt und dem dafür zuständigen Tobias Knoll fand sie willige Kooperationspartner. "Für so ein Vorhaben braucht man engagierte Jugendliche. Es hat sich dann so ergeben, dass die meisten Mitglieder des Jugendrats von der Realschule kommen und so haben wir das Projekt hier in Angriff genommen." Auch Schulleiterin Sonia Cohen war sofort begeistert. "Die Idee passt hervorragend in unsere Philosophie", sagt sie. "Ältere Schüler übernehmen hier auch in anderen Belangen immer wieder Verantwortung für jüngere, fungieren als eine Art Botschafter."
Für Nicole Hafner ist die Beratung von Schüler zu Schüler eine Bereicherung ihrer Arbeit. "Das war auch für mich ein Pilotprojekt. Dass der geringe Altersabstand unter den Jugendlichen ein Vorteil sein würde, war mit klar. Aber auch ich habe noch eine Menge dazu gelernt." So musste sie von eigenen Ideen für Vermittlungsinhalte Abstand nehmen, weil die Zehntklässler anderer Meinung waren.
Für Vanessa Wetzel war es eine Selbstverständlichkeit, als Scout mitzuwirken. "Als uns die Idee im Jugendrat vorgestellt wurde, fand ich das sofort gut", sagt die 15-Jährige. "In der Vorbereitung und auch bei der Arbeit mit den Sechstklässlern haben wir ebenfalls noch was dazu gelernt. Man hinterfragt sich und sein Konsumverhalten und inzwischen betrachte ich auch Werbung etwas kritischer." Beim Stichwort Werbung ist nicht nur die klassische Plakatwand oder das Fernsehfilmchen zu beachten. In Zeiten von Smartphones spielen ganz andere Aspekte eine Rolle. "Wir haben Kostenfallen in Handyspielen kennen gelernt. Da klickt man drauf und schon muss man bezahlen", sagt die zwölfjährige Nadine. Und Christine (11) fügt hinzu: "Ich werde nicht so viel ins Internet gehen, das ist einfach trotz Flatrate zu teuer." Einen ganz anderen Aspekt spricht Emmelie (12) an: "Ich würde mein Taschengeld lieber sparen und nicht für Markenklamotten ausgeben." Zwei Schulstunden lang hatten sich die sechsten Klassen in Kleingruppen von sechs bis sieben Schülern mit den Themen auseinandergesetzt, Plakate und Rollenspiele erarbeitet. Diese wurden in zwei weiteren Stunden den Mitschülern vorgestellt.
Für Nicole Hafner ist die Arbeit an Schulen ein wichtiger Baustein in der Schuldenprävention. "Heiligenhaus ist eine der wenigen Städte im Kreis, die uns in dieser Arbeit mit Jugendlichen finanziell unterstützen. Nur so können wir hier derartige Projeke umsetzen." Nicht nur Moritz, Christine, Emmelie und Nadine werden es danken. Sie werden dank frühzeitiger Aufklärung hoffentlich nicht schon in jungen Jahren vor einem Berg von Schulden stehen.

BERATUNG
Ein Jahr Wartezeit für die Schuldnerbetreuung
Pro Jahr werden in Heiligenhaus rund 200 Klienten in der Schuldnerberatung der Caritas betreut. Im Durchschnitt haben sie 20 Gläubiger, kommen vier bis fünf Mal in die Beratung. Etwa ein Drittel der Klienten haben einen Zuwanderungshintergrund. "Wir haben eine Warteliste von einem Jahr, nachdem der Schuldner beim Erstberatungsgespräch war", sagt Bereichsleiter Thomas Rasch.



Autor: Muelders -- 06.01.2014; 23:17:19 Uhr

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