VON STEFAN MÜLDERS
Heiligenhaus. Der ADFC nutzt die Ergebnisse des Fahrrad-Klimatests, um weitere Veränderungen in der Stadt voranzutreiben.
Nach Einschätzung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Heiligenhaus sind die desaströsen Ergebnisse für die Stadt beim jüngsten Fahrradklimatest eine Folge davon, dass der Club in den Entscheidungen der vergangenen Jahre zu wenig einbezogen wurde. In einem Schreiben an den Bürgermeister und die Fraktionen, das unter anderem als Antrag in der Ratssitzung zur Vorlage gebracht wurde, heißt es: "...dass der ADFC bei Entscheidungsprozessen zum Radverkehr außen vorgelassen wurde und so das Ziel, Heiligenhaus fahrradfreundlicher zu gestalten, fehlgeschlagen ist. Auch die Eröffnung des Radweges auf der ehemaligen Bahntrasse wurde von den Alltagsradlern schnell als das erkannt, was es wirklich war: eine isolierte Maßnahme, die mehr dem Eventcharakter und Freizeitinteressen dienen sollte als dem alltäglichen Radverkehr."
Die Vorsitzende des ADFC, Beate-Marion Hoffmann, hatte zuvor ausgeführt, dass Heiligenhaus bereits 2003 beim Klimatest schlecht abgeschnitten habe und der Verein in den Folgejahren auf eine aktive Bewerbung des Fragebogens verzichtet hätte, um "zu vermeiden, dass eine weiterhin schlechte Bewertung begonnene Prozesse im Keim ersticken könnte". Damals sei der Club noch in Entscheidungsprozesse eingebunden gewesen, danach nicht mehr.
Jetzt fordert Hoffmann Verwaltung und Politik auf, sich die Ergebnisse der aktuellen Befragung anzusehen, zu bewerten und Konsequenzen zu ziehen. Auch fordert sie, rechtzeitig informiert zu werden und bietet gleichzeitig die sachkundige Unterstützung der Vereinsmitglieder an.
Die deutschlandweite Befragung des ADFC hatte in diesem Jahr, der fünften Auflage des Fahrradklimatests, für besonders große Aufmerksamkeit unter den Fahrradfahrern gesorgt. 80 000 Fragebögen konnten ausgewertet werden, insgesamt flossen 332 Städte in die Bewertung ein, darunter auch Heiligenhaus. Hier hatten sich 67 Radler beteiligt und der Stadt ein katastrophales Zeugnis gegeben. Mit Gesamtnote 4,52 landete Heiligenhaus deutschlandweit auf dem viertletzten Platz der Kategorie bis 100 000 Einwohner, in NRW führte das zum vorletzten Platz.
Die Durchschnittsbewertung hatte sich insgesamt verschlechtert im Vergleich zu 2005. Dass sich die Situation für Radfahrer tatsächlich verschlechtert habe, bezweifelt der ADFC-Bundesvorsitzende Ulrich Syberg: "Wir nehmen an, dass sich in den letzten Jahren ein stärkeres Bewusstsein für die Probleme von Radfahrern gebildet hat." So dürfte das auch in Heiligenhaus zu bewerten sein. Vergleicht man die allgemeine Situation der Fahrradfahrer, so sind in den vergangenen Jahren einige Bemühungen angestrengt worden (RP berichtete). Mit dem Umbau der Hauptstraße dürfte sich die Situation weiter verbessern. Und mit der steigenden Zahl der Radfahrer in der Stadt steigen auch die Bedürfnisse. "Die Zahl der von Heiligenhausern ausgefüllten Fragebögen ist mit 67 doch relativ gering, auch wenn Velbert mit 59 noch weniger vorweisen konnte", sagt Harald Flügge, Technischer Beigeordneter der Stadt Heiligenhaus. "Die Negativ-Meldungen darin decken sich dann auch mit der Kritik, die immer wieder von Einzelpersonen vorgebracht wird. Zum Beispiel handelt es sich dabei um fehlende Fahrradboxen und den nicht vorhandenen Winterdienst auf dem Panoramaradweg."
Der Rat hat, wie vorgesehen, das Anliegen des ADFC in den zuständigen Hauptausschuss und an die ÖPNV-Kommission verwiesen. Dort wird man also weiter beraten. Beate-Marion Hoffmann und der ADFC werden es verfolgen.
KLIMATEST
Viel Kritik an der Fahrradfreundlichkeit
Die Befragten konnten im Fragebogen zwischen positiven (1) und negativen Aussagen (6) werten.
Die schlechtesten Bewertungen erhielt Heiligenhaus bei der Frage nach öffentlichen Fahrrädern (5,7). Die Befragten bemängelten (größer 5,0) außerdem die Befahrbarkeit von Einbahnstraßen in Gegenrichtung, Fahrradmitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln, Verkehrsführung bei Baustellen, Abstellanlagen, Winterdienst und Ampelschaltungen.
Die mit 2,68 positivste Bewertung: "Bei uns fahren alle Fahrrad – egal, ob alt oder jung".
Die Ergebnisse und der Fragebogen sind über www.adfc.de einsehbar.
Autor: Muelders -- 04.01.2014; 23:09:42 Uhr
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