Im zweiten Quartal 2018 startet die Modernisierung. Sie wird von der Deutschen Bahn mit „Building Information Modelling“, kurz BIM, geplant.
VON STEFAN MÜLDERS
RATINGEN Auch wenn Digitalisierung und Industrie 4.0 inzwischen weit bekannte Schlagworte für die Zukunftsfähigkeit von Wirtschaftsunternehmen sind, so ist die konkrete Umsetzung für viele – auch Betroffene – oft mit vielen Fragezeichen versehen. Und im Detail haben sie für die Betriebe unterschiedliche Ausprägungen und Wirkungen. Die Deutsche Bahn hat jetzt in Hösel gezeigt, wie eine Teillösung für sie als großes Infrastrukturunternehmen aussieht: Die planerische Zukunft liegt hier im „Building Information Modelling“ (BIM), einem komplexen digitalen System, das technische Planungen für den Bau von Bahnhöfen in Dreidimensionalität ermöglicht.
Der Bahnhof in Hösel wird der erste in Nordrhein-Westfalen sein, dessen Modernisierung mit Hilfe dieses Systems geplant und umgesetzt wird. Baubeginn ist zwar erst im zweiten Quartal 2018, aber die Planung läuft bereits und kann unter https://tinyurl.com/hoesel-360-grad bereits virtuell eingesehen werden. Wesentliche Merkmale des Umbaus sind der barrierefreie Zugang zu den Zügen und die Überdachung des Bahnsteigs in Fahrtrichtung Düsseldorf. Barrierefreiheit wird durch Erhöhung der Bahnsteige und Aufzüge gewährleistet. Für die Zeit der Hauptmaßnahme wird Bahnhof in den Sommerferien des kommenden Jahres für vier Wochen komplett gesperrt. „Wir verbinden das aber mit notwendigen Gleisbauarbeiten auf der Strecke, für die dieser Abschnitt ohnehin gesperrt werden muss“, erläutert NRW-Bahnhofschef Stephan Boleslawski. „Selbstverständlich wird für diesen Zeitraum ein Busersatzverkehr eingerichtet und die Bevölkerung frühzeitig informiert.“ Für die Maßnahme selbst verspricht Boleslaski Termintreue und – für die Bahn selbst bedeutender als für die Bevölkerung – einen einhaltbaren Kostenplan.
Denn BIM gestalte den Planungsprozess deutlich effizienter und minimiere die „Überraschungen“ im Bau erheblich. „In einem Beispielprojekt im brandenburgischen Werbig konnten wir das bereits erfolgreich testen. Bei der Modernisierung des dortigen Bahnhofs kamen in der Bauphase gerade noch zwei Nachträge.“ Alle anderen Konflikte seien bereits in der Planungsphase ausgeräumt worden. „Die herkömmliche 2-D-Planung und das 3D-Verfahren sind dort parallel gelaufen und dank des neuen Systems konnten bereits vor Ausschreibung Konfliktpotenziale im hohen zweistelligen Bereich ausgeräumt werden.“ Dazu ist eine sehr konkrete Bestandserhebung und Vorplanung vonnöten. Sämtliche Rahmenbedingungen wie Leitungs- und Kabelwege sowie bauliche Hürden sind zu erfassen und im System zu hinterlegen. Alle standardisierten Bauteile und Elemente werden detailgetreu erfasst und können in der Software „eingebaut“ werden, als wäre man bereits in der Bauphase vor Ort. So entsteht ein 3D-Modell, das alle Informationen für die Bauarbeiter enthält, aber auch anschauliche Visualisierungen ermöglicht. Außerdem bringt BIM alle Planungsbeteiligten deutlich früher zusammen als bisher und ermöglicht so Zwischenstände, die bereits sehr konkret aufeinander abgestimmt sind. Die in der Planung erzeugten Daten können später auch für Betrieb und Instandhaltung der Bahnhöfe genutzt werden.
Erkrath und Haan sind auch in Planung
Insgesamt werden in diesem Jahr 53 Bahnhöfe in NRW mit BIM geplant, bis 2023 werden es deutschlandweit 150 sein. Im Kreis Mettmann gehören dazu auch Erkrath und Haan, in der Region stehen außerdem Essen-West, Wuppertal-Barmen oder Neuss-Rheinparkcenter in der Liste. Die Modernisierung in Hösel ist mit einem Gesamtvolumen von 2,9 Millionen Euro veranschlagt.
Alle Projektbahnhöfe im Netz: www.1von150.de
Autor: Muelders -- 18.06.2017; 23:21:56 Uhr
Dieser Artikel wurde bereits 1162 mal angesehen.