Parkplatzmangel lässt die Anwohner kreative Lösungen finden, die aber nicht legal sind. Zwischenzeitliches Parken in zweiter Reihe wird durch Schrägparken abgelöst. Durch bauliche Veränderungen wird dieses Verhalten in Zukunft regelkonform.
Von Stefan Mülders
Ratingen Hugo Bohn wohnt seit fast 50 Jahren in einem der Jugendstilhäuser der östlichen Poststraße und erinnert sich an die früher viel befahrene Achse: „Als die Straße noch die Hauptdurchfahrt zum Ostbahnhof war, war hier starker Verkehr und viel Lärm.“ In seiner Wohnung im dritten Obergeschoss waren er und seine Familie aber recht gut davor geschützt. Und mit der Parkplatzsituation, die sich gleichzeitig zunehmend schwierig gestaltete, hatte der Malermeister auch nicht viel zu tun: „Wir haben unsere Garagen zum Glück hinten an der Schleiferstraße und müssen nicht vorne herum ins Haus. Aber man merkt schon, dass es viel ruhiger geworden ist als damals.“
Mit der zunehmenden Beruhigung und der gewünschten Entwicklung hin zu einer Anwohnerstraße veränderte sich auch die Parksituation. Da nur wenige Anwohner über private Stellplätze verfügen, wurde der Raum am Straßenrand immer enger. Seit einiger Zeit wird daher auf der nördlichen Seite sogar schräg geparkt, obwohl die vorgesehenen Buchten längs entlang der Straße verlaufen. Zuvor hatte das Ordnungsamt auch über gelegentliche Kurzzeitparker in zweiter Reihe kulant hinweggeschaut. Bohn findet das gar nicht so schlecht: „Dadurch wird der Straßenraum enger und die Fahrzeuge müssen erheblich langsamer fahren.“ Was auch den Geräuschpegel verringert. So ruhig wie vor 100 Jahren, als der westliche Teil der Poststraße noch Kronprinzenstraße hieß, wird es allerdings nicht mehr werden.
Ein Grund für die Raumnot der Pkw ist der steigende Kfz-Bestand in Ratingen. Kaum ein Haushalt gibt sich mit einem Fahrzeug zufrieden. In Ratingen-Zentrum entwickelte sich die Zahl der gemeldeten Pkw von 8 865 im Jahr 1986 auf 11 525 vor zwei Jahren – eine Steigerung um rund ein Drittel. Die schleichende Verschärfung der Parkplatzsituation nicht nur in der Poststraße, sondern auch in der gesamten Innenstadt, hat ihre Ursachen jedoch nicht nur in der Bevölkerungs- und damit Kfz-Entwicklung der Stadt. Auch die Pendlerbewegungen wirken sich aus. In 40 Jahren hat sich die Zahl der allein aus Düsseldorf nach Ratingen pendelnden Berufstätigen mehr als verdreifacht. 1970 waren es noch 1 412 Pendler aus der Landeshauptstadt, 2010 wurden laut statistischem Jahrbuch der Stadt Ratingen bereits 4 807 gezählt. Alle umliegenden Städte eingerechnet fällt die Bilanz noch drastischer aus: von 2 807 im Jahr 1970 stieg die Zahl der in die Stadt kommenden Pendler auf 27 485. Ihre Zahl hatte sich also bis 2010 fast verzehnfacht.
Dagegen hat sich die Zahl der von Ratingen nach Düsseldorf pendelnden Einwohner kaum verändert. Gerade mal 60 Personen sind es mehr geworden, von 10 317 in 1970 auf 10 377 in 2010. In alle umliegenden Städte pendelten 2010 insgesamt 20 334 Ratinger Bürger, 40 Jahre zuvor waren es noch 11 204. Diese Zahlen verdeutlichen ein wenig, warum die Parkplatzsituation der gesamten Poststraße in der jüngeren Stadtentwicklung immer wieder mal eine Rolle spielte. Zum Beispiel zu Anfang des neuen Jahrtausends, als auf Antrag des SPD die erlaubte Abstelldauer im Bereich der Hauptpost per Parkscheibe von zwei auf eine Stunde reduziert wurde. Und ganz aktuell soll nun also auf dem östliche Teilstück zwischen Freiligrathring und Schleiferstraße das aktuell vorherrschende Parkverhalten durch entsprechende Umgestaltung der Flächen legalisiert werden. Die bisher vorhandenen 48 (legalen) Stellplätze für Längsparker könnten auf 67 Plätze erhöht werden. Diese Veränderung wurde durch den Wandel von der Durchfahrts- zur Anliegerstraße möglich.
Autor: Muelders -- 02.11.2018; 18:28:41 Uhr
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