Wenn es auf den Winter zugeht, kommt die Zeit für den Reifenwechsel. Winterreifen werden aufgezogen, weil sie bei kühlen Temperaturen die besseren Fahreigenschaften aufweisen und somit sicherer sind.
Von Stefan Mülders
RATINGEN/HEILIGENHAUS Seit Dezember 2010 schreibt die Straßenverkehrsordnung (StVO) vor, bei winterlichen Verhältnissen nicht mit Sommerreifen zu fahren. Wer es trotzdem tut, riskiert 40 Euro Bußgeld. Wird eine Verkehrsbehinderung nachgewiesen, sind 80 Euro und ein Punkt in Flensburg fällig. Vorgeschrieben sind „M&S“-Reifen (Matsch & Schnee), wenngleich von einer „Winterreifenpflicht“ nicht direkt die Rede ist. Die StVO geht von mindestens 1,6 Millimetern Profiltiefe aus, der ADAC sagt, vier Millimeter sind vonnöten, damit Matsch und Schnee gut aufgenommen werden. Neue Winterreifen haben eine Profiltiefe von acht Millimetern und halten zirka 30.000 Kilometer.
„Sommerreifen weisen einfache Rillen auf, Winterreifen haben ein Lamellenprofil“, erklärt Jürgen Schmieja von Point S Reifen Schmieja in Heiligenhaus. „Diese öffnen sich beim Bodenkontakt und können zum Beispiel Schnee aufnehmen oder Aquaplaning vorbeugen.“ Bessere Fahreigenschaften als beim Sommerreifen stellen sich ab etwa sieben Grad Celsius ein. Ganzjahresreifen seien grundsätzlich verwendbar, erreichen ihre Leistungsgrenzen aber in beiden Jahreszeiten deutlich früher und haben daher eine geringere Laufleistung. „Abhängig von den Jahreskilometern muss man das individuell abwägen“, sagt Schmieja. Das sieht auch sein Ratinger Kollege Damian Girzycki von Euromaster Reifen- und Autoservice so. „Die individuelle Beratung ist die wichtigste Komponente beim Reifenkauf. Tests berücksichtigen nur die gängigsten drei bis vier Reifen und können in der kurzen Testphase nie alle realen Bedingungen nachempfinden. Sie sind eine gute Orientierung zwischen verschiedenen Herstellern, sollten aber nie die einzige Entscheidungsgrundlage sein.“ Eine der jüngsten Auswahlhilfen ist das „Labeling“, wie man es auch von elektrischen Geräten kennt. Erfasst sind Rollwiderstand (Spritverbrauch), Nasslauf und Geräuschentwicklung. „Bei Sommerreifen macht das Sinn, aber die Werte sind bei Winterreifen ungleich schlechter“, sagt Jürgen Schmieja. „Der Rollwiderstand ist höher, die Geräuschentwicklung auch. Der Nasslauf sagt noch nichts über das Verhalten auf Schnee aus, ist daher also wenig brauchbar.“ Dennoch kann das Labeling im Vergleich der Reifen untereinander eine Entscheidungshilfe sein.
Demontierte Reifen sind immer liegend zu lagern. „Sonst können Unwuchten entstehen oder sogar ein Standplatten“, erklärt Damian Girzycki. Er bevorzugt Regale oder Felgenbäume. Auf jeden Fall ist eine trockene Lagerung wichtig. „Gummi schimmelt schnell, daher muss unbedingt die Reifentüte entfernt werden.“ Lieferengpässe wird es nach Ansicht beider Experten nicht geben. „Die Probleme im vergangenen Jahr waren noch eine Folge der Wirtschaftskrise. Kontingente für diesen Winter haben wir bereits vor einem halben Jahr bestellt“, sagt Girzycki. Allerdings müsse man drei bis vier Tage vor dem gewünschten Wechsel einen Termin vereinbaren. Bei plötzlichem Wintereinbruch könne es auch schon mal länger dauern. In Heiligenhaus bei Point S fährt man einfach ohne Termin vor. Die Wartezeit ist recht einfach an der Schlange vor den Toren abschätzbar. Wie es andere Werkstätten und Fachhändler regeln, ist oft durch ein kurzes Telefonat zu erfahren.
Reifentests
Wer sich vor der vor der Beratung beim Fachhändler allgemein informieren möchte, kann verschiedene Reifentests zu Rate ziehen. Diese werden von unterschiedlichen Anbietern durchgeführt, darunter die einschlägigen Auto-Fachzeitschriften am Kiosk oder der ADAC (unter „Info, Test und Rat“ auf www.adac.de), der Anfang Oktober seine neuen Tests veröffentlichte.
Autor: Muelders -- 09.12.2012; 21:34:17 Uhr
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