Christoph Gans betreibt eine Werft in Heiligenhaus. Seine Kundschaft findet er europaweit, überwiegend aber an den nahe gelegenen Seen. Für Regatta-Boote muss sehr genau gearbeitet werden. Manchmal muss es auch schnell gehen.
VON STEFAN MÜLDERS
HEILIGENHAUS Zugegeben: Ganz einleuchtend ist es nicht unbedingt, dass sich ein Bootsbaumeister mit seinem Betrieb ausgerechnet im Niederbergischen niederlässt. Und doch hat Christoph Gans vor vielen Jahren genau das gemacht. „Ich hätte meinen Betrieb damals gerne irgendwo am Ufer der Ruhr aufgemacht, aber dafür gab es keine Gewerbeerlaubnis“, erinnert sich der Heiligenhauser. „Also bin ich einfach in meiner Heimatstadt geblieben.“ Gans pachtete den alten Bauhof der Stadt an der Gohrstraße, hatte zu Beginn dort noch das gesamte Gelände für sich. Inzwischen hat er sich stark verkleinert, zum einen wegen rückläufiger Auftragslage, zum anderen, weil er viele Arbeiten auswärts ausführen kann.
Zu seinem Wunschberuf kam der Heiligenhauser auf Umwegen. Zunächst hatte er Maschinenbau studiert. „Mein Traum war aber immer, etwas zu entwickeln und das in einer eigenen Werkstatt“, sagt er. „Ich habe mich also in die Uni-Bibliothek gesetzt und dort die möglichen Berufsbilder studiert. Unter ‚B’ bin ich dann auf den Bootsbauer gestoßen, von dem ich bis dahin gar nicht wusste, dass es ihn als Lehrberuf gibt.“ Als aktiver Segler lag es also nahe, dass sich der Berufswunsch verfestigte.
60 erfolglose Bewerbungen führten dazu, dass Gans sich ins Auto setzte und quer durch Deutschland fuhr, um sich persönlich vorzustellen. Letztendlich fand er eine Anstellung in der größten westfälischen Werft in Aalen. Der Eigentümer hatte klein angefangen mit einem Bootsverleih, seinen Betrieb aber damals auf 18 Mitarbeiter ausgebaut.
Gans lernte den Bootsbau von der Pike auf, vom Rumpf bis zur Detail- Innenausstattung. Noch heute verfügt er auch über eine Nähmaschine, mit der er sich zum Beispiel um Gardinen kümmert. Aus Schülerjobs war ihm auch der Umgang mit Metall nicht fremd. Nachdem er sich selbstständig gemacht hatte, ging es zunächst zehn Jahre lang bergauf, danach wurde es schwieriger. Komplette Boote gebaut hat er seit seiner Ausbildung nicht mehr, das Kerngeschäft sind Restaurierungen und Ausbesserungen, in der jüngeren Vergangenheit auch reine Service-Dienstleistungen wie die turnusmäßige professionelle Reinigung in den Wintermonaten. „In diesen Monaten kann ich mir meine Zeit aber besser planen“, sagt er. „Ab Saisonbeginn im April sind es eher die sehr kurzfristigen Anrufe, weil am Schiff etwas repariert werden muss.“ Seine Mobilität verschafft ihm europaweite Aufträge, viele in den Niederlanden. Aber die meisten Kunden kommen von den näher gelegenen Gewässern wie Baldeneysee, Unterbacher See oder dem Duisburger Raum.
Bei den Wassersport-Vereinen ist er bekannt und hat sowohl unter Hobby-Sportlern als auch im Regattasport seine Kundschaft. „Bootsbauer müssen sehr genau arbeiten. In den einzelnen Bootsklassen gibt es detaillierte Vorschriften zu Größen und Gewicht einzelner Bauteile, die müssen bei Reparaturen natürlich eingehalten werden.“ Manchmal ist dann auch eine intensive Recherche notwenig, insbesondere bei Booten älteren Baujahrs. Immerhin sollen diese auch im kleinsten Detail möglichst originalgetreu restauriert werden.
Schiffe bis zu fünf Tonnen Gewicht und zirka zehn Metern Länge kann Christoph Gans mit seinen Gerätschaften bewegen. Wichtigstes Hilfsmittel ist dabei sein Fahrzeug: Ein Nissan mit Baujahr 1984. „Der ist als Zugmaschine zugelassen und wird von mir gehegt und gepflegt. So etwas kriegt man heute nicht mehr.“ Eine moderne Alternative wäre ein 7,5-Tonner, der für viele Bereiche, in denen Gans die Schiffe abholt und wieder zurückbringt, schlichtweg ungeeignet ist. „An die Wendigkeit des Nissan kommt so ein Lkw einfach nicht heran.“
BERUFSBILD Holz für Freizeitskipper Stahl für die Profis Bootsbauer arbeiten überwiegend mit Holz und für den Freizeitbereich. Es werden auch Bootstechniker ausgebildet, die sich um die immer ausgefeiltere technische Ausstattung kümmern. Im Gegensatz dazu arbeiten Schiffbauer überwiegend mit Stahl und Aluminium und produzieren für die Berufsschifffahrt. Bootsbauer werden zunehmend auch in anderen Bereichen gebraucht, zum Beispiel im Segelflug und im Wachstumsmarkt der alternativen Energien: beim Bau von Windkraftanlagen.
Autor: Muelders -- 04.01.2014; 23:28:25 Uhr
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