VON STEFAN MÜLDERS
ALDEKERK Handball Oberliga Männer: MTV Rheinwacht Dinslaken – TV Aldekerk II (Sonntag, 11.15 Uhr). Eigentlich wollte Nils Wallrath sich mit Beginn der Saison rein auf das Trainerdasein zurückziehen und selbst gar nicht mehr „auf die Platte gehen“. Aber erstens kommt es anders als man zweitens meistens denkt. „Ich habe immer noch den nötigen Ehrgeiz, aber ich brauche das nicht mehr jedes Wochenende“, sagt der 37-Jährige, der inzwischen zu einer zentralen Figur nicht nur für die zweite Mannschaft des Aldekerker TV geworden ist. Als Trainer der Zweiten ist er auch in dieser Saison immer wieder eingesprungen, wenn es personell eng zu werden drohte. Und am vergangenen Wochenende stand er plötzlich auch für die Drittliga-Truppe zur Verfügung, wo er Beobachtern zufolge in der Defensive entscheidend daran mitgewirkt hat, dass das Ruder herumgerissen und die Begegnung gewonnen werden konnte.
Inzwischen im sechsten Jahr ist Nils Wallrath für die Reserve der Aldekerker Handballmänner verantwortlich. Fünf Jahre lang als Spielertrainer und jetzt überwiegend als Trainer. Seine B-Lizenz schloss er gemeinsam mit Teamkollege Karsten Wefers bereits im Oktober ab, viel wichtiger als das aber sind jahrelange Erfahrung aus hohen Ligen, die er an seine Schützlinge weitergeben kann. Taktische Konzepte gehen den Spielern ins Blut über und der Coach scheint auf die meisten Herausforderungen während des Spiels die richtigen Antworten zu haben – dass diese dann auch noch in kürzester Zeit umgesetzt werden, ist die hohe Kunst des Handballsports. Die hat Wallrath selbst bereits in jungen Jahren bei TV Traar gelernt, ehe er sich in der pubertären Phase anderen Sportarten – in diesem Fall Eishockey und Tischtennis – widmete. „Über eine Schul-Ag habe ich wieder zum Handball zurückgefunden“, erinnert sich der Krefelder. Seine B- und A-Jugendzeit verbrachte er beim PSV Marathon Krefeld, ging dann nach Mönchengladbach in die Oberliga. Zwei volle Jahre und eine angebrochene Saison blieb er dort, ehe es in die dritte Liga zum TV Korschenbroich ging. „Hätte ich mich damals mit dem Trainer etwas besser verstanden, wäre ich wohl auch in der zweiten Liga zum Zuge gekommen, aber ich zog den Wechsel zum ATV vor und habe ihn nie bereut.“ In fünf Jahren an dieser Wirkungsstätte gestaltete Wallrath den Aufstieg in die dritte Liga mit und musste auch den etwas enttäuschenden Wiederabstieg erleben. „Essen hatte damals die Lizenz für die höhere Liga verloren und so für einen vermehrten Abstieg in dem Jahr gesorgt, wovon wir dann betroffen waren.“ Aus beruflichen Gründen ging er danach in die Verbandsliga zu den Adlern Königshof und schaffte es auch hier wieder bis in die dritte Liga. Dann waren es familiäre Gründe, die ihn am Weiterspiel hinderten. So wechselte er 2012 als Spielertrainer zur zweiten Mannschaft des TV Aldekerk, die damals noch in der Landesliga zuhause war. Auf Anhieb gelang der zweite Platz, im Jahr darauf folgte mit Platz sechs ein kleiner Dämpfer – weil Wallrath neben seinem Trainerjob für die Reserve Feuerwehrmann in der Ersten spielte: „Ab Januar habe ich in der höheren Liga ausgeholfen, um die Abstiegsgefahr dort zu bannen“, erinnert er sich. Doch dann folgten auch für die Zweite die erfolgreichen Jahre, die mit dem Oberliga-Aufstieg ihren Höhepunkt fanden.
Ob Nils Wallrath auch am Sonntagmorgen wieder mehr sein wird als der Coach am Spielfeldrand, wird er wie immer kurzfristig entscheiden. Die Aufgabe jedenfalls ist wieder eine große für seine Mannschaft, denn Gastgeber ist niemand geringeres als der Oberliga-Tabellenführer, der mit klaren Aufstiegsambitionen den, hinter den Ohren nicht mehr ganz so grünen, Aufsteiger empfangen wird. „Dinslaken ist eine starke Mannschaft mit robuster Spielweise. Aber wir haben Selbstvertrauen getankt, nicht erst in dieser Saison, und können uns jeder Aufgabe stellen. Sicher ist das wieder kein Spiel, das wir gewinnen müssen – aber wir sind auch kein Team, dass die Punkte schon im Vorfeld abgibt.“ Jedenfalls haben die Aldekerker bisher immer bewiesen, dass sie auch personelle Ausfälle kompensieren können, in der Breite gut genug aufgestellt sind, um nicht nur in der eigenen Liga überzeugend aufzutreten, sondern auch noch Mitglieder des Teams zur Unterstützung der Ersten abgeben können. Und wenn dann doch die Puste ausgehen sollte, steht immer noch einer am Rand, der zur Not einspringt. „Aber der Körper sagt mir inzwischen auch Tage später noch, was ich da jeweils am Wochenende gemacht habe“, lacht Wallrath.
Autor: Muelders -- 11.03.2018; 13:41:25 Uhr
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