Von Stefan Mülders
HEILIGENHAUS Der Ort und die Prominenz vor Ort belegen ein wenig die hohe Bedeutung des Anlasses: Im Ratssaal der Stadt Heiligenhaus wurde gestern die neue Kooperationsvereinbarung zwischen der Gesamtschule und dem Stadtmarketing-Arbeitskreis Handwerk unterzeichnet. „In den vergangenen Tagen mussten wir erneut erfahren, dass die NRW-Schüler in naturwissenschaftlichen Fächern hinterher hinken“, sagte Bürgermeister Dr. Jan Heinisch einleitend. Und gab unumwunden zu: „Auch ich habe in meiner eigenen Schulzeit das Fach Physik abgewählt.“ Heinisch betonte, dass es darum gehen müsse, „andere Zugänge zu diesen Materien zu eröffnen“. Das kreisweite Kooperationsnetz Schule-Wirtschaft verfolgt genau diesen Ansatz. Bereit bis 2009 hatte es eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen vier Heiligenhauser Handwerksbetrieben und der Gesamtschule gegeben. Das jetzt neu initiierte Projekt „Der Hausbau – von der Planung bis zur Fertigstellung“ ist nun also die zweite Kooperation dieser Art.
Die Unterzeichnung des Vertrages nutzten Schule, Handwerkerschaft, Kreis Mettmann und Stadtverwaltung, um das Bildungsprojekt mit einer Talkrunde zu beleuchten. Landrat Thomas Hendele gab einen kurzen historischen Abriss zum Kooperationsnetz und zeigte sich stolz, dass einzelne an Schulen entwickelte Konzepte sogar zur praktischen Umsetzung kamen. „Wir wollen insgesamt mehr darauf eingehen, was die Wirtschaft bewegt, was die Unternehmen brauchen.“ Am Rande erwähnte er, dass es aktuell im Kreis eine Entscheidung für neue Bildungsgänge an den Berufskollegs gibt. Jan Heinisch erinnerte sich an seine eigene Schulzeit, in der die Berufsorientierung zumindest am Gymnasium sehr eingeschränkt war. Ein einziges Schülerpraktikum bei der Bahn war nicht sehr zielführend, auch die Berufs- und Studienberatung empfand der heutige Bürgermeister nicht gerade zielführend. „Ob die zahlreichen Angebote zur Berufsorientierung heute nicht sogar eher überfrachten, muss man sich sicher auch fragen. Aber das hier ist durch seine lokale Verortung meiner Meinung nach sehr wirkungsvoll.“
Von Seiten der Gesamtschule ist Leiterin Gabriele Arnsmann wichtig, dass die Unternehmen das Potenzial der Schule erkennen und Bürger die Handlungsorientierung erkennen. „Wir haben eine gute Gesamtschule in Heiligenhaus und das sollen auch alle wissen.“ Für die Schüler sei es wichtig, die Möglichkeiten des eigenen Lebens kennen zu lernen. „Egal, welchen Beruf man später machen möchte, man muss dahinter stehen“, richtete Ralf Albry, Sprecher des AK Handwerk, seine Worte an die Schüler, die ab dem kommenden Jahr in die Kooperation involviert sind. „Uns geht es darum, zu zeigen, was dahinter steckt. Das Handwerk wieder in ein neues Licht zu rücken, ihm wieder einen Stellenwert neben den In-Berufen zu geben. Und letztendlich wäre es auch begrüßenswert, wenn sich aus der Kooperation der eine oder andere Auszubildende ergibt.“ Und das dürfte für beide Seiten gelten.
Alle Beteiligten wünschten sich, dass diese Kooperation lange wirken wird. „Schulunterricht bliebt Schulunterricht, aber vielleicht haben die Schüler so mehr Freude an Physik, als das bei mir der Fall war“, meinte Jan Heinisch.
KOOPERATIONSNETZ
Nachhaltige Initiative zur Standortsicherung
Mit der Initiative „Kooperationsnetz Schule-Wirtschaft“ vernetzt der Kreis Mettmann mit Unterstützung der IHK Düsseldorf und der Kreishandwerkerschaft bereits seit 2002 Unternehmen und Schulen zu dauerhaften Kooperationen. Diese sollen nachhaltig zur Standortsicherung beitragen.
Die Heiligenhauser Zusammenarbeit ist die insgesamt 76. Lernpartnerschaft, im gesamten Kreis sind dreiviertel aller Schulen in Partnerschaften involviert.
Informationen erteilt Bernadette Becker von der Wirtschaftsförderung des Kreises unter Telefon 02104 992622, bernadette.becker@kreis-mettmann.de.
Autor: Muelders -- 07.01.2014; 23:50:19 Uhr
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