Von Stefan Mülders
ISENBÜGEL Mit ihrem Vorhaben scheint Birgit Dietrich einen Nerv getroffen zu haben: Über 50 Isenbügeler folgten der Einladung des Bürgervereins, über eine mögliche Neueröffnung des im Dezember geschlossenen Isenbügeler Marktes zu diskutieren. „Ich würde gerne Bioprodukte anbieten, dazu Brötchen und Kaffee sowie Zeitschriften. Der Markt soll wieder zu einem Treffpunkt werden, fernab der Hektik großer Supermärkte“, erläuterte Dietrich, die erst vor einem Dreivierteljahr von Würzburg in den Heiligenhauser Stadtteil kam, einleitend ihre Vision. Eine Ergänzung könnte sie sich einen Lieferservice für Senioren vorstellen. Bevor sie sich zu einer Existenzgründung entschließen wird, wollte sie den Bedarf vor Ort abfragen. Die Isenbügeler ließen ihren Wünschen daraufhin freien Lauf. Der neue Laden solle mehr Bäckerei sein als Kiosk, Verweil-Qualität bieten und mittags einen warme Mahlzeit anbieten. Multifunktionalität soll er bieten, fast schon ein kleiner Supermarkt um die Ecke sein. Und noch dazu Post- und Paketdienstleistungen bieten. Doch den Anwesenden war auch klar, dass auf den 40 bis 50 Quadratmetern nicht alle Wünsche umzusetzen sind. Per Handzeichen wurde später über konkrete Angebote, insbesondere aus dem Biobereich, ein Meinungsbild erzeugt. Doch auch über das Warenangebot hinaus diskutierte die Versammlung. Über Lieferwege, Urlaubs- und Krankheitsvertretung, permanenten Unterstützung, Hilfen beim Umbau und sogar Co-Finanzierung wurde beraten. Das ging so weit, dass Vorschläge zur Mitfinanzierung nach dem Modell einer Genossenschaft in die Dorfkirche geworfen wurden. Was aber ganz deutlich wurde: Mit einer der wichtigsten Aspekte wäre eine Kontinuität beim Personal. Der Markt braucht ein Gesicht, das zu ihm gehört.
Am Ende standen Namen auf der Flip-Chart, die ihre konkrete Hilfe bei Verkauf und Lieferservice anboten. Zudem bot sich der Bürgerverein an, ein Team zusammenzustellen, das in der Planungsphase unterstützt. Bei der Miete für das Ladenlokal hatte sich der Vorstand bereits vor Birgit Dietrichs konkretem Interesse eingebracht und in Vorgesprächen mit der Verpächterin erreicht, dass diese die Pacht reduziert. „Ich habe heute Abend gesehen, dass großes Interesse besteht, wieder Einzelhandel am Ort zu haben“, resümierte Dietrich. „Ich bin in meiner Idee grundsätzlich bestärkt worden, habe allerdings noch einen nicht einfachen Weg vor mir. Ich hoffe, dass die Leute auch kommen, falls ich den Laden eröffne.“
Die Nische finden
Dass die Isenbügeler förmlich auf ein funktionierendes Ladenkonzept warten, ist nicht verwunderlich. Post und Sparkasse haben die Ortschaft verlassen, die gut gehende Metzgerei existiert nicht mehr und wenig durchdachte Geschäftsideen für den Markt sind gescheitert. Birgit Dietrich hat mit ihrer Abfrage sicher einen guten Anfang gemacht, aber sie schürt auch Erwartungen. Nun braucht sie einen schlüssigen Businessplan, der die Bedürfnisse der Bürger erfüllt aber auch der wirtschaftlichen Prüfung standhält. Und dafür muss sie wohl auch über die engen Grenzen des Stadtteils hinaus schauen – und für diese Klientel die richtige Nische finden.
Stefan Mülders
Autor: Muelders -- 04.04.2012; 23:47:09 Uhr
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