Hofübergaben innerhalb der Familie sind in der Landwirtschaft häufig. Aber selten sind sie von so langer Hand vorbereitet wie bei Bernd Kneer und seine Söhnen Benedikt und Sebastian.
VON STEFAN MÜLDERS
KREIS METTMANN Auch in der Landwirtschaft ist die Unternehmensnachfolge nicht immer eine Frage die sich von selbst erledigt. Wurden früher Familienbetriebe von einer Generation an die nächste quasi vererbt, ist das heute nicht mehr selbstverständlich. Und noch weniger ist es üblich, dass eine Nachfolge innerhalb der Familie von langer Hand vorbereitet wird. Wie bei der Kneer & Kuhles Landwirtschafts GbR in Wülfrath.
Bernd Kneer ist zwar erst 51 Jahre alt, aber seinen Agrarbetrieb in Wülfrath führt er bereits jetzt mi seinen Zwillingssöhnen Benedikt und Sebastian (21). Letzterer sammelt zwar gerade Auslandserfahrung in Australien, hat in diesem Jahr seine landwirtschaftliche Lehre beendet, aber der Wille, den elterlichen Betrieb mit seinem Bruder zusammen zu übernehmen, steht. Benedikt war bereits ein Jahr früher damit fertig, verbrachte ebenfalls eine Zeit im Ausland (USA) und strebt an der Fachschule Auweiler bei Köln den staatlich geprüften Agrarbetriebswirt an. Diese zweijährige Fortbildung ist vergleichbar mit dem Meister im Handwerk, Benedikt wird anschließend auch selbst Lehrlinge ausbilden dürfen. „Ich habe in drei unterschiedlichen Lehrbetrieben gearbeitet, ehe ich zu meinem Vater auf den Hof gekommen bin“, erzählt er. „Das ist in der Landwirtschaft so üblich, dass man während der Lehre verschiedene Höfe kennenlernt.“ Vater Bernd war wichtig, dass diese Betriebe nicht schon mit seinem eigenen „verbandelt“ sind. „Zwar haben wir heute zu allen einen guten Kontakt, aber zuvor hatten wir keine engere Verbindung.“ Was bei Bernd Kneer gar nicht so einfach ist: Als Kreislandwirt ist er in der Branche quasi bekannt wie ein bunter Hund.
Dass die Kinder von Bernd und Beate Kneer sich landwirtschaftlich orientieren, war nie eine Vorgabe oder Bedingung. Aber irgendwie scheint das im Blut zu liegen, denn für Benedikt war dieser Weg recht lang schon vorgezeichnet. „Irgendwie hat man durch die Mitarbeit bereits in frühen Jahren doch eine enge Bindung zum landwirtschaftlichen Beruf aufgebaut und Spaß daran gefunden. Ich mag die Arbeit in und mit der Natur, schätze die Vielfalt und die Freiheit, jeden Tag nach eigenen Vorstellungen gestalten zu können.“ Dass die Nachfolge bei Kneers schon jetzt ein Thema ist, wo Vater Bernd noch gut und gerne 15 Berufsjahre vor sich hat, liegt nicht nur an der abgeschlossenen Ausbildung der Zwillinge. Im Prinzip war es Beate Kneer, die den Impuls gab. „Die meisten Landwirte beschäftigen sich gar nicht mit dem Thema und es ergibt sich das halt irgendwie. Aber ich habe meinen Mann mal ernsthaft gefragt, ob er denn mit 70 wirklich noch vollverantwortlich auf dem Hof arbeiten will.“ Und so wurde früh das Gespräch mit dem Nachwuchs gesucht, der sich dann auch offen zeigte. Die Verantwortung liegt zwar noch nicht bei Benedikt und Sebastian, aber zukunftsträchtige Entscheidungen über Investitionen werden bereits gemeinsam besprochen und entschieden. „Benedikt arbeitet im Prinzip schon eigenständig hier. Wir stimmen den Tagesplan ab und dann geht es los. Und Investitionen gehen gerade in der Landwirtschaft meist über meine eigene Zeit hinaus“, sagt Bernd Kneer. Wann genau die Hofgeschäfte übergeben werden und wie und in welcher Form der Betrieb weitergeführt wird, steht noch nicht geschrieben. Dafür ist tatsächlich noch genug Zeit, dass hier auch aktuelle Entwicklungen noch Berücksichtigung finden können. Aktuell wird das landwirtschaftliche Unternehmen als GbR gemeinsam mit dem Ratinger Alfons Kuhles geführt und beinhaltet neben der Agrarwirtschaft einen Dienstleistungsbetrieb, überwiegend im Transportbereich, für andere Landwirte.
Ganze Familie ist ehrenamtlich engagiert
Das Ehrenamt gehört für Familie Kneer zum Tagesgeschäft hinzu. Sich für die Landwirtschaft über den eigenen Betrieb hinaus einzusetzen ist ihnen selbstverständlich. Bernd trägt als Kreislandwirt Verantwortung im Kreis Mettmann und den angrenzenden kreisfreien Städten, Beate engagiert sich als Vorsitzende bei den Landfrauen und Benedikt wirkt aktiv in der Landjugend mit.
Zwei weitere Kinder, 16 und 18 Jahre alt, bilden sich gerade in landwirtschaftsnahen Berufen aus: als Landmaschinenmechatroniker und in der Futtermittelindustrie.
Autor: Muelders -- 03.01.2019; 13:57:01 Uhr
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