VON STEFAN MÜLDERS
Ratingen/Mettmann. Seit Januar kann man sich den Schornsteinfeger aussuchen. Freie Vertreter des Berufsstandes haben es oft nicht leicht.
Der ehemalige Bezirksschornsteinfegermeister Roland Adams hat seinen Kehrbezirk im August 2012 an die Bezirksregierung zurückgegeben. Er hängte damit auch seinen bisherigen Hauptberuf an den Nagel und arbeitet nun überwiegend als Ofen- und Luftheizungsbauer. Als er seinen Betrieb auflöste, machten sich seine Angestellten, Tochter Marie-Theres Adams und Sebastian van Bonn, als freie Schornsteinfeger selbstständig.
Den bisherigen Kundenstamm versuchten beide, über Eigenwerbung für sich zu gewinnen. Damit konnten sich beide einen Grundstock für ihre Freiberuflichkeit aufbauen – "denn die alteingesessenen Betriebe sehen die neue Konkurrenz nicht so gerne", meint Adams nach Gesprächen mit Kollegen.
"Wir befinden uns in den ersten fünf Monaten mit völlig neuen Rahmenbedingungen, da müssen sich alle erst mal zurechtfinden", sagt Sebastian van Bonn. Es gebe zum Beispiel in den etablierten traditionellen Strukturen noch keine Unterstützungssysteme für die Freiberufler. "Der freie Markt ist eine Chance für mich und viele meiner Kollegen, aber zurzeit durchaus noch schwierig. Ich hoffe, dass wir unter den Schornsteinfegern auch weiterhin trotz der neuen Konkurrenzsituation eine gute Zusammenarbeit pflegen können und gemeinsam die neue Situation meistern."
Sein ehemaliges Einsatzgebiet in Ratingen Ost konnte der 36-Jährige ausweiten. Zu seinem Kundenkreis gehören inzwischen Hauseigentümer aus Ratingen, aber auch aus Mettmann, Wülfrath, Velbert und Heiligenhaus. Dafür hatte er mit Infoblättern und Visitenkarten sowie einer Internetseite auf sich aufmerksam gemacht. "Das Wichtigste war aber die Mund-zu-Mund-Propaganda."
Die Reaktionen auf die veränderte Situation seien unterschiedlich, viele der Kunden von Sebastian van Bonn wären aber froh über die Marktöffnung. In den meisten Fällen seien die Preise nicht gestiegen. Zumindest van Bonn, der vor sechs Jahren seine Meisterschule erfolgreich abgeschlossen hatte, kommt in der Kalkulation mit der Höhe bisheriger Gebührensätze klar. Neben den Kosten für die regelmäßige Wartung und Reinigung kommen auf die Hausbesitzer noch weitere Gebühren zu.
Für den Feuerstättenbescheid, der zweimal in sieben Jahren fällig wird, ist ein bevollmächtigter Schornsteinfeger zuständig, an den die Freien auch regelmäßig Nachweise über ihre Tätigkeit erbringen müssen. Bisher betrug die Gebühr dafür rund zehn Euro plus Mehrwertsteuer. Doch auch dieser Satz könnte sich it noch verändern. Am 1. Januar 2013 ist das Schornsteinfegermonopol gefallen. Seitdem kündigt sich der Schornsteinfeger nicht mehr an, sondern Hausbesitzer müssen sich um das regelmäßig Reinigen der Schornsteine und Öfen kümmern.
Im März hatten Kartellbehörden Ermittlungen gegen vier Schornsteinfeger-Betriebe im Kreis Mettmann aufgenommen (RP berichtete). Der Verdacht: Sie sollen sich darauf verständigt haben, einander keine Konkurrenz zu machen. Nach Angaben einer Sprecherin des NRW-Wirtschaftsministeriums laufen die Ermittlungen noch. Der für Mettmann zuständige Obermeister der Schornsteinfeger-Innung Düsseldorf, Andreas Peeters, bezweifelt, dass es ein Kartell unter Schornsteinfegern gegeben hat.
Register im Netz
Informationen zur freien Schornsteinfegerwahl
Seit dem 1. Januar 2013 kann der Schornsteinfeger frei gewählt werden. Hausbesitzer finden entsprechende Betriebe und freie Vertreter im Verzeichnis des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle unter www.bfa.de ("Schornsteinfegerregister").
Informationen erteilt unter anderem das Rechts- und Ordnungsamt des Kreises unter Telefon 02104 991633.
Autor: Muelders -- 04.01.2014; 23:40:05 Uhr
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