VON STEFAN MÜLDERS
Heiligenhaus. Fast ein Jahr nach der Übernahme durch Lingyun ist der Hersteller von Autoschlössern weiter auf einem guten Weg.
"Wir haben 2012 mit deutlich über 550 Millionen Euro das beste Geschäft im laufenden Jahrtausend gemacht", sagt Kiekert-Chef Dr. Karl Krause. Ganz genaue Zahlen aus der Bilanz ließen sich noch nicht nennen, aber "wir erwarten ein vernünftiges Ergebnis". Das ist weder angesichts der allgemeinen Marktlage in der Automobilindustrie noch bezogen auf die spezielle Situation bei Kiekert selbstverständlich.
Vor rund acht Jahren noch drohte dem Traditionsunternehmen die Insolvenz, es folgten turbulente Zeiten mit Standortfragen, Umzug, Wechsel der Eigentümerschaft und damit verbunden der Austausch des Managements.
Die Übernahme durch den chinesischen Automobilzulieferer Lingyun im vergangenen März war ein strategischer Schritt, der das Unternehmen in ruhigere Fahrwasser bringen sollte – und es bereits getan hat. "Es ging hier nicht um eine adhoc-Übernahme in einer Krisensituation, sondern um eine langfristig vorbereitete Partnerschaft", sagt Krause.
"Uns öffnen sich in Asien Türen, für die wir sonst mehrere Jahre benötigen würden und den Chinesen öffnen wir den westlichen Markt." Wenn im Ausland Standorte aufgebaut wurden, waren das nie reine Produktionsstandorte, sondern Kompetenzzentren mit angeschlossener Produktion. "In China produzieren wir überwiegend für den dortigen Markt, es ging also nicht um eine Verlagerung." So hält es Kiekert auch mit anderen ausländischen Standorten, wobei ein Produkte-Austausch in alle Richtungen aus Gründen der Kosteneffizienz durchaus stattfindet.
Nach der Wirtschaftskrise und einem anschließende kurzen Aufschwung befindet sich die Automobilindustrie zumindest im südeuropäischen Raum erneut in der Krise. Kiekert aber konnte diese Effekte durch seine strategische Neuausrichtung abfangen. Zum einen wurde die Produktpalette für einzelne Kunden erweitert, zum anderen das weltweite Geschäft kontinuierlich ausgebaut.
Das Werk in China wurde 2012 auf nun 13 000 Quadratmeter verdoppelt. Der seit 20 Jahren bestehende Standort in Tschechien wurde sechs Jahre lang für einen zweistelligen Millionenbetrag erweitert und soll um weitere 50 Prozent auf dann 30 000 Quadratmeter Fläche wachsen. "Wir verfügen dort über die weltweit größte und hoch spezialisierte Fabrik für automobile Seitentürschlosssysteme", sagt Krause. Rund 25 Millionen Schließsysteme werden dort jedes Jahr hergestellt. Ein weiterer Standort im osteuropäischen Raum befindet sich kurz vor der Unterschriftsreife.
Weltweite Entwicklungen wirken sich auch auf die Zentrale in Heiligenhaus aus, zum Beispiel durch neue Arbeitsplätze in der Entwicklung. Der Standort steht nach wie vor nicht in Frage. Seit 18 Monaten wird auch hier massiv in Gebäude, Produktions- und Prüftechnik investiert.
WELTMARKTFÜHRER
Erfinder der Zentralverriegelung
Neuentwicklungen wie die Zentralverriegelung haben Kiekert zum Marktführer gemacht. Weltweit liegt der Marktanteil bei 20 Prozent, in Europa ist das Unternehmen mit 35 Prozent die Nummer eins. Mehr als 22 Prozent deckt Kiekert im nordamerikanischen Raum ab. In China liegt der Marktanteil bereits bei zehn Prozent – und das in einem Wachstumsmarkt, der aktuell immer noch im hohen einstelligen Bereich liegt.
Autor: Muelders -- 04.01.2014; 22:56:17 Uhr
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