VON STEFAN MÜLDERS
Issum Wenn bei Issums Handballfrauen von Personalproblemen die Rede ist, dann sind das Schwierigkeiten, von denen andere Teams der Landesliga-Gruppe 3 nur träumen können. Denn Issums Coach Robert Katala verfügt fast über durchgängig doppelt besetzte Positionen. Er hätte allerhöchstens Grund, über die Qualität des Rückraums wegen seiner Langzeitverletzten zu klagen. Immerhin stehen sowohl Kathrin Kleinmanns als auch Lena Holzer inzwischen wieder im Training, wie fit sie allerdings nach der Weihnachtspause tatsächlich sind, wird die Spielpraxis erst zeigen.
Dass man sich beim TV Issum nicht so viele Gedanken über Nachwuchsprobleme und Kadergrößen machen muss, hat einen Grund. Seit Jahren ist der Verein bemüht, ein in sich schlüssiges Konzept von der Jugend bis hin zur Landesligatruppe auf- und auszubauen. Das bestand schon, als Katala die Mannschaft von Petra Schulte-Batenbrock übernahm. In der dritten Saison betreut er nun das Team und sein damals anvisierter Drei-Jahres-Plan geht offenbar auf: „Die Mannschaft war damals sehr jung und stark verunsichert. Da war klar, dass noch viel Aufbauarbeit geleistet werden müsste“, erinnert er sich. Die Spielerinnen waren wenig flexibel, machten viele individuelle Fehler und waren taktisch leicht berechenbar. „Sie haben zwar immer Vollgas gegeben, suchten den schnellen Pass, der aber in der großen Mehrheit nicht erfolgreich war“, sagt Katala. „Nur auf den Außenpositionen hatten wir nie ein Problem. Dort und am Kreis habe ich nichts verändert. Aber alle anderen Positionen habe ich komplett umgekrempelt.“
Und genau dieses Konzept führte zum heutigen Erfolg. „Alle mussten sich auf ihren neuen Positionen neu erfinden“, sagt der Trainer. „So war die Last auf viele Schultern verteilt, das Team konnte sich gemeinsam weiterentwickeln.“ Katala führte zudem, anders als bei den meisten Frauenteams im Handball üblich, klare taktische Konzepte ein. Der Umstand, dass viele Aktive noch sehr jung waren, half ihm dabei. Auf Wunsch des Teams stellte er die Abwehr um, führte auch hier ein neues System ein. „Die alten Strukturen aufzubrechen, jungen Spielerinnen mehr Verantwortung zu geben, war für die Gesamtentwicklung sehr wichtig“, sagt er.
Trotz des im Verhältnis zu anderen Mannschaften relativ großen Kaders war Katala immer skeptisch. „Im Frauenbereich brauchst du in der Landesliga 16 Spielerinnen, auf die du zurückgreifen kannst“, sagt der Coach. Dabei berücksichtigt er nicht nur die Anwesenheit im Spiel, sondern auch im Training. Insbesondere Mütter hätten andere Aufgaben als Männer und müssten eher zurückstecken. In Issum aber sind alle in der Lage, die unterschiedlichen Taktiken auf verschiedenen Positionen zu spielen.
Das und die bisherigen Spiele liefern somit die Frohe Botschaft: „Wir können uns in diesem Jahr nur selbst schlagen“, sagt Katala. Gegen Lintfort sei das bereits geschehen, aber noch einmal solle es in dieser Saison nicht mehr passieren. Nach neun von 22 Spieltagen führen die Issumerinnen mit acht Siegen die Tabelle souverän an. Härteste Verfolger sind MTV Rheinwacht Dinslaken und HSG Wesel.
Der entscheidende Vorteil ist neben der Kadergröße, die taktische Flexibilität der Issumerinnen. Fernab von „lauft nach vorne und macht irgendwie das Tor“ setzt sich Katalas Spielkonzept auf Dauer durch. Die Fähigkeit, über 60 Minuten Tempo zu machen, kommt verstärkend hinzu. Dass das Team damit auch gegen Verbandsligisten bestehen kann, hat es nicht zuletzt im Kreispokal gegen Borken eindrucksvoll bewiesen. „Es gibt Teams, die uns an Erfahrung und individueller Stärke überlegen sind. Aber taktisch und spielerisch kann uns in dieser Liga keiner das Wasser reichen“, ist Katala überzeugt. So liegt die Messlatte für das nächste Jahr hoch. Weiter geht es am 12. Januar zu Hause gegen TV Bruckhausen.
Autor: Muelders -- 31.03.2013; 22:48:58 Uhr
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