Die Wuppertaler Akademie „educate“ will in ihren Bildungsangeboten mehr als nur Inhalte vermitteln. Gründer Marc Wiesemann geht es darum, Menschen in ihrer Persönlichkeit weiter zu entwickeln.
VON STEFAN MÜLDERS
WUPPERTAL Die Zeiten von „Was Hänschen nicht lernt…“ gehören inzwischen längst der Geschichte an. Lebenslang zu lernen ist weit mehr als eine Floskel und der Markt dafür heute riesig. Dabei sind die Facetten und unterschiedlichen Qualitäten fast so zahlreich wie die Charaktere derjenigen, die sich in Seminaren, Coachings und Beratungen fort- und weiterbilden wollen. Die Wuppertaler Akademie „educate“ hat sich in diesem Feld eine besondere Aufgabe gesetzt.
Zwar bietet das von Marc Wiesemann gegründete Bildungsinstitut auch offene Schulungen beispielsweise in betriebswirtschaftlichen Themen, Softwareanwendung sowie Kommunikation/Deeskalation an, doch der Kern ihres Dienstleistungsangebots liegt tiefer. Im Firmenauftrag entwickeln sie höchst individuell Mitarbeiter in ihren Fähigkeiten weiter und festigen sie dabei auch in ihrer Persönlichkeit. „Unsere Teams setzen sich zusammen aus fachlichen Dozenten, pädagogischen und psychologischen Experten“, erklärt Inga Plate, pädagogische Leitung bei educate. „Diese arbeiten Hand in Hand und entwickeln sich auch selbst durch gegenseitige Beobachtung und Evaluation stets weiter.“ Sie und Gründer Wiesemann arbeiten ebenfalls als Dozenten und beobachten sich regelmäßig gegenseitig in ihren Schulungen. „Das Feedback festigt das Vertrauen untereinander und verbessert die Zusammenarbeit“, sagt Wiesemann. „Ganz davon abgesehen, dass man sich selbst immer wieder verbessert.“
Überwiegend werden die Angebote von educate nicht von Einzelpersonen gebucht. Wiesemann und Plate handeln meist im Auftrag von Unternehmen, die ihre Mitarbeiter weiterentwickeln wollen. Das erfordert einen individuellen und flexiblen Umgang mit den einzelnen Projekten, ein 08/15-Konzept gibt es nicht. „Wir sprechen zunächst mit dem Management und klären, wohin sich Mitarbeiter oder Teams entwickeln sollen. Danach beschäftigen wir uns mit den Mitarbeitern und ermitteln, was sie können und welche Bausteine noch benötigt werden, um das gesteckte Unternehmensziel zu erreichen.“ Daraufhin entsteht ein „Bildungsfahrplan“, der durch die Geschäftsführung genehmigt und beauftragt wird. Der Prozess der Beratung, Fortbildung und Begleitung geht auf Wunsch bis hin zur Erfolgskontrolle, zum Beispiel inwieweit die Lehrinhalte in den Berufsalltag transferiert werden konnten. Weil dieses Vorgehen nicht nur hohe Flexibilität für educate bedeutet, sondern noch dazu deutschlandweit angeboten wird, verzichtet Wiesemann komplett auf Raum- und Gebäudestrukturen. Mehr als ein kleines Büro existiert nicht. „Alles, was wir für unsere Arbeit benötigen, können wir mieten. So bieten wir je nach Kundenwunsch von der Jugendherberge bis zum High-End-Konferenzraum im Sterne-Hotel alles an.“ Der gesamte Rahmen wird durchorganisiert, inklusive Catering und Incentives. „Wir bieten Bildung für Menschen, die von Menschen kommt – und in diese Faktoren investieren wir unser und das Geld unserer Kunden. Wir benötigen keine aufgeblähte eigene Infrastruktur und können so hochqualifizierte Bildungsdienstleistung zu fairen Konditionen anbieten.“
Ein weiterer Zweig, der von educate bedient wird, ist die soziale Bildung in der Kinder- und Jugendarbeit. Hier wird vorwiegend mit Schulen und Kindertagesstätten zusammengearbeitet. Kernthemen sind Gewaltprävention und Selbstbewusstseinsschulung. Auch soziale Interaktion spielt dabei eine große Rolle, die in der heutigen durch neue Medien geprägten Generation nicht mehr selbstverständlich ist und erst gelernt werden muss. „Die ständige Smartphone-Nutzung hat nicht nur körperliche Folgen wie den ‚Handynacken‘, sondern auch eine gravierende soziale Komponente“, erklärt Inga Plate aus ihrer langjährigen Erfahrung. Wesentlich ist bei den Bildungskomponenten für die Persönlichkeitsbildung beim Nachwuchs, dass in einem dreistufigen System Kinder beziehungsweise Jugendliche, deren Erziehungs- und Lehrkräfte sowie die Eltern in eigenen Programmen mit einbezogen werden. „Fehlt auch nur eine der drei Säulen, kann das gesamte Programm nicht mehr richtig funktionieren.“
Gegründet aus Leidenschaft
Marc Wiesemann gründete educate 2008, um Menschen durch Bildung in ihren Fähigkeiten und Persönlichkeiten weiter zu entwickeln. Der Diplom-Ökonom war nach seinem Studium zunächst für verschiedene internationale Wirtschaftsprüfungsunternehmen tätig, ehe er mit der internen Fort- und Weiterbildung in einem der Konzerne betraut wurde. „Dabei habe ich gemerkt, wie gut es sich anfühlt, anderen Menschen etwas vermitteln zu dürfen“, sagt er rückblickend. „Und in mir hat sich immer mehr die Idee gefestigt, mich im Bildungsbereich selbstständig zu machen. Auch wenn educate in den zehn Jahren kontinuierlich wachsen konnte, gibt es keinen großen Mitarbeiterstamm. Verwaltungsaufgaben werden bei Bedarf durch Aushilfskräfte unterstützt, Dozenten nach Themengebieten eingekauft. So bleiben die Fixkosten gering und blähen das Budget für die einzelnen Projekte nicht künstlich auf.
www.akademie-educate.de
Autor: Muelders -- 01.10.2018; 08:22:08 Uhr
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