INTERVIEW KLAUS WOHLGEFAHRT
Zum 1. März hat der Kreis Mettmann die Preise für Taxifahrten erhöht. Der Chef von „Taxi 6666“ in Heiligenhaus erklärt, warum.
KREIS METTMANN Die Welt der Taxiunternehmen ist in Schieflage geraten. Erhöhter Kostendruck auf der einen Seite, keine freie Preisgestaltung auf der anderen und jetzt auch noch konkurrierende Fahrdienste, für die nicht die gleichen Regeln gelten. Klaus Wohlgefahrt spricht über die Grenzen der Branche und Versuche, sein Geschäft trotzdem innovativ und nachhaltig weiter zu führen.
Herr Wohlgefahrt, Sie wurden bereits als Initiator der Preiserhöhung im Taxigewerbe gesehen. Was ist an diesen „Vorwürfen“ dran?
WOHLGEFAHRT Die Preise für Taxifahrten mache nicht ich als Unternehmer, sie werden vom Kreistag in Mettmann entschieden. Richtig ist, dass ich als Erster den Antrag an den Kreis gestellt habe, aber das alleine reicht nicht aus. Auf so ein Gesuch hin werden die anderen Taxiunternehmer im Kreis und der Taxiverband befragt und auf Basis des Gesamtbildes dann eine Entscheidung getroffen.
Warum haben Sie denn die Preiserhöhung für notwendig erachtet?
WOHLGEFAHRT Seit der letzten Erhöhung 2015 sind die Ausgaben gestiegen, allein für die Kraftstoffe um über 26 Prozent. Als Taxiunternehmer haben wir keinen direkten Einfluss auf die Kostenseite – Fahrzeuge, Mindestlohnentwicklung, Spritpreise und technische Aufrüstungen beispielswiese – und bei den Einnahmen müssen wir uns an die Vorgaben des Kreises halten.
Würden Sie denn die Preise gerne selbst gestalten?
WOHLGEFAHRT So einfach kann man das nicht sehen. Es ist Verbraucherschutz, dass im Taxigewerbe die Preise reguliert sind. Aber in der Personenbeförderung werden leider nicht alle gleich behandelt. Der Gesetzesvorstoß zu Mobilitätsdiensten von Verkehrsminister Andreas Scheuer würde das noch stärker begünstigen. Hier wird das Bild eines antiquierten Gewerbes mit heruntergekommen Fahrzeugen und ebensolchen Fahrern gezeichnet, eine Branche, die man mit Digitalisierungsstrategien und internationaler Konkurrenz in Bewegung versetzen müsse.
Aber die Nutzung moderner Möglichkeiten ist doch nicht falsch. Was haben Sie gegen Digitalisierung?
WOHLGEFAHRT Digitalisierung ist für mich schon jetzt das Unwort des Jahres! Nicht, weil ich etwas dagegen hätte, sondern weil ich selbst mit meinem Taxiunternehmen und wie ich weiß auch viele meiner Kollegen bereits sehr weit sind in diesem Thema. Schon deshalb, weil es durch Reglementierungen und Vorschriften gar nicht anders geht. Ich habe beispielsweise in den vergangenen Jahren einen mittleren fünfstelligen Betrag in meine IT-Infrastruktur investiert. Fahrzeuge werden GPS-unterstützt disponiert und somit effektiv eingesetzt. Die Datensicherheit der Server ist mehrfach abgesichert, die Verwaltung von Arbeitszeiten und Fahrten läuft digital, jede Tour hat eine eigene ID, muss bestätigt werden und ist sofort unveränderlich gespeichert. Die Abgabe an Prüfbehörden erfolgt ist per Datenstick möglich. Das ist auch prinzipiell OK, wenn alle gleich behandelt würden. Fahrdienste zum Beispiel funktionieren ganz anders und werden auch anders beziehungsweise gar nicht überprüft.
Sie sprechen von Uber?
WOHLGEFAHRT Auch. Es geht generell um diejenigen, die per App Fahrten an Subdienstleister vermitteln und dafür Provision kassieren. Die Fahrzeuge sind in der Regel nicht erkennbar wie Taxis und werden schon deshalb nicht so stark kontrolliert. Hier in Heiligenhaus ist das noch kein großes Problem, aber ich kenne auch die Situation zum Beispiel in Düsseldorf und da tun mir die Kollegen schon echt leid. Während das Ordnungsamt ihre „Papiere“ kontrolliert, fahren die anderen Dienstleister winkend Kreise um sie herum.
Wenn die Situation so schwierig ist, warum haben Sie dann den Ehrgeiz zum Weitermachen?
WOHLGEFAHRT Ich bin Dienstleister und mag das Taxi-Gewerbe. Außerdem bin ich für 18 sozialversicherungspflichtig angestellte Mitarbeiter und 27 geringfügig Beschäftigte verantwortlich. Ich wünsche mir nur faire Rahmenbedingungen in der Personenbeförderung und dafür setze ich mich auch politisch ein. Ich spreche mit den Fraktionsvertretern vor Ort und ich stelle dabei fest, dass ich den Wissensstand durchaus erweitern kann. Ich hoffe, dass die Ungleichbehandlung erkannt und behoben wird. Dann habe ich auch nichts gegen Wettbewerb.
Der Kostendruck wird trotzdem bleiben. Was können Sie noch dagegen tun?
WOHLGEFAHRT Ich habe in den vergangenen Jahren sechs Taxilizenzen für Heiligenhaus an den Kreis zurückgegeben. Die lagen da dann eine ganze Zeit lang brach, bis ich selbst einen Bekannten ins Spiel bringen konnte. Er hat sich mit seinem Taxi nun unserer Zentrale angeschlossen. Aber insbesondere in Sachen alternativer Antriebsformen und umweltfreundlicher Energien können wir noch viel tun. Mit Hybrid-Fahrzeugen habe ich gute Erfahrungen gemacht, fünf habe ich inzwischen in meinem elf Wagen zählenden Fuhrpark. Noch im ersten Halbjahr werden wir eine Photovoltaikanlage installieren. Neben der Versorgung unseres Gebäudes will ich damit vor allem eine Ladestation betreiben und mir ein Elektroauto zulegen. Das ist erst mal ein Experiment aber ich hoffe natürlich, dass sich damit langfristig Kosten sparen lassen und ein Gewinn für die Umwelt wäre es allemal. Die große Frage ist allerdings, ob die erzeugte Stromkapazität für die Aufladung eines E-Autos ausreicht.
STEFAN MÜLDERS STELLTE DIE FRAGEN.
Preiserhöhung griff zum Monatsanfang
Grundpreis Seit dem 1. März ist die Preiserhöhung für Taxitarife im Kreis Mettmann gültig. Der Grundpreis ist von 4,80 Euro auf fünf Euro (Tag) beziehungsweise 5,20 Euro (Nacht) gestiegen und beinhaltet den ersten gefahrenen Kilometer.
Kilometerpreis Der bisherige Einheitspreis von 1,85 Euro pro Kilometer wird ebenfalls in einen Tag- und einen Nachttarif gesplittet. Am Tag fallen jetzt zwei Euro an, in der Nacht 2,20 Euro.
Zuschlag Der Großraumzuschlag bleibt bei fünf Euro, da er nicht durch die allgemeine Kostensteigerung beeinflusst wird.
Autor: Muelders -- 19.03.2019; 09:53:28 Uhr
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