Von Stefan Mülders
HEILIGENHAUS Der Ausschuss für Bürgerservice und Sicherheit in Heiligenhaus wird sich in seiner Sitzung Mitte November unter anderem mit der Frage beschäftigen, ob ein neuartiges Gerät zur Bekämpfung von Gebäudebränden zur Anschaffung in Frage kommt.
Mit ihrer Anfrage möchte die FDP-Fraktion geklärt haben, inwieweit das „Kaltschneidesystem Cobra für Brandeinsätze an Gebäuden“ dabei helfen kann, die im Brandschutzbedarfsplan vorgeschriebenen Fristen einzuhalten. „Wir sind im Internet auf das innovative Gerät zur Brandbekämpfung aufmerksam geworden und würden in einem ersten Schritt gerne wissen, was es genau kann und ob es für Heiligenhaus hilfreich ist – insbesondere zur Einhaltung oder Verringerung der Zeiten zwischen Alarmierung und Rettung vor Ort“, sagt Volker Ebel, Fraktionsvorsitzender der Partei. Die schriftliche Anfrage selbst stellt noch Fragen nach den Voraussetzungen in Heiligenhaus und den Erfahrungen anderer mit dem Gerät.
Feuerwehrchef Ulrich Heis sieht im Hinblick auf den Brandschutzbedarfsplan keine Verbesserungschancen: „Bei den vorgesehenen Fristen geht es vor allem um die Rettung von Menschenleben. Das Gerät dient aber dazu, mit hohem Druck durch Türen, Fenster oder Wände zu schießen und dann den Brand herunterzukühlen. Personen im Inneren sind dann eher gefährdet, als dass man ihnen so schneller zu Hilfe kommen kann.“ Für den Löschvorgang selbst und die Sicherheit der Feuerwehrleute hingegen sei das Kaltschneidesystem sehr wohl hilfreich. In der ersten Bekämpfungsphase müssen die Hilfskräfte zunächst nicht das Gebäude betreten. „Außerdem erleben wir immer öfter, dass sich hinter nachträglich angebrachten Dämmungen zur energetischen Verbesserung an Gebäuden Brände entwickeln. Die Brandherde sind dann sehr schwer zugänglich und das Schneidlöschsystem Cobra wäre für solche Fälle ideal geeignet.“ Die Feuerwehr Gladbeck hat bereits Erfahrungen und diese auch schon in feuerwehrinternen Medien präsentiert. Im Rahmen des Projektes „Feuerwehrensache“, einer Gemeinschaftsaktion des NRW-Innenministeriums und des Dachverbandes der Feuerwehren VDF, werden die Geräte demnächst an einigen Standorten in Nordrhein-Westfalen erprobt. „Neben dem Erstangriffsfahrzeug (MLF) sollen zwei „Sonderlöschfahrzeuge“ beschafft werden. Hierbei soll die, in Deutschland nicht weit verbreitete, Löschschneidtechnik System "COBRA" in der Fläche erprobt und für die Freiwilligen Feuerwehren in NRW evaluiert werden“, heißt es auf der dazugehörigen Internetseite feuerwehrensache.nrw.de,
In anderen europäischen Ländern wie Schweden, den Niederlanden oder England kommt „Cobra“ schon vielfach zum Einsatz. „Aktuell ist zum Beispiel die Stadt Manchester dabei, 43 dieser Geräte auf entsprechend geeigneten Fahrzeugen nachzurüsten“, sagt Jan Hellsten, Europa-Vertriebsleiter beim Herstellen Cold Cut Systems aus Schweden. „Die Stadt hatte dringenden Bedarf und wollte nicht darauf warten, dass komplett neue Fahrzeuge angeschafft werden können.“ Auch aus Tschechien gibt es aktuell Anfragen.
TECHNIK
Mischung aus Granulat und Wasser
Seine große Schneidwirkung erzeugt das Schneidlöschgerät „Cobra“, indem ein Wasser-Granulat-Gemisch mit 300 Bar Druck und über 700 Stundenkilometern Geschwindigkeit auf das Objekt gepumpt wird. Nach dem Öffnen der Außenhülle kühlt das Wasser den Innenraum bereits ab, Einsatzkräfte können ihn später unter verringerter Gefahr betreten.
Einsatzbeispiele sind Industriebrände, Brände in Niedrigenergiehäusern, Keller-, Dachstuhl- sowie Wohnungsbrände, aber auch Silobrände, Brände in Dehnungsfugen und sonstigen schwer erreichbaren Brandstellen.
Autor: Muelders -- 03.11.2018; 16:46:44 Uhr
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