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120921 Feuerwehr der Stahlindustrie

 

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VON STEFAN MÜLDERS
Ratingen. Die Cetto AG feiert in diesen Tagen ihr 90-jähriges Bestehen. Seit 51 Jahren steht der Produktionsbetrieb als Zulieferer für die Stahlverarbeitung und Recycling-Betriebe auf Ratinger Grund.
Wer die Internetseite der Ratinger Cetto AG aufruft, wird mit der jüngsten Firmengeschichte konfrontiert: Stefan Dehnhardt ist im Juni nach schwerer Krankheit im Alter von 60 Jahren verstorben. Seitdem ist seine Frau, Barbara Rübbelke-Dehnhardt, als Vorstandsvorsitzende allein verantwortlich für den "Hidden Champion", der 1936 von Heinrich Dehnhardt gekauft wurde. In dritter Generation hatte Stefan Dehnhardt den Familienbetrieb ausgebaut und neue Standbeine geschaffen.
Seit 90 Jahren fertigt und repariert Cetto Walzen und Bauteile für die Stahlindustrie. Hier hat sich der Maschinenbauer in einigen Nischen ein Alleinstellungsmerkmal erarbeitet, das weltweit gefragt ist. Zum Beispiel in der speziellen Legierung von Schweißdrähten, für die zum Teil eigene Patente angemeldet sind. Sie ermöglichen einen großen Härtegrad der Walzen.
Nicht nur beim Schweißen wird mit hohen Temperaturen gearbeitet. "Im Glutofen werden geschweißte Walzen mit über 600 Grad entspannt", erklärt Max Dehnhardt, der vor 66 Jahren in den elterlichen Betrieb einstieg und mit seinen 93 Jahren immer noch einen agilen Eindruck macht. "Beim Schweißen entstehen Spannungen im Material. Ohne den Glutofen, dem einzigen in der Region, wären die Produkte nichts wert."
Außer der Fertigung spielt auch die Reparatur von Bauteilen eine große Rolle. "Metall ist das einzige Material, das sie zu 100 Prozent recyceln können", sagt Rübbelke-Dehnhardt. Als "Feuerwehr der Stahlindustrie" hat sich die Firma einen Namen gemacht. "Wenn im Werk etwas kaputtgeht, muss es schnell gehen." Neben den Produktionshallen mit massiven Gerätschaften und Bauteilen hat sich in den 1990er Jahren ein ganz anderer Geschäftszweig aufgetan. Stefan Dehnhardt baute eine ausschließlich auf die Messung von radioaktiver Strahlung spezialisierte Abteilung auf. Die ist für Teilanwendungen Weltmarktführer und der einzig verbliebene deutsche Betrieb für diese Anwendungen.
Auf dem Gelände in Ratingen steht eine Anlage, die bei der Durchfahrt von Lkw die Strahlung von Metallschrott misst. Benötigt werden solche Messungen sowohl in der Stahlverarbeitung als auch auf Recycling-Höfen, die als Zulieferer fungieren. Stahl und Schrott aus Entwicklungsländern enthält oft noch radioaktive Strahlung und ist in dieser Form unbrauchbar.
Cetto hat auch Messsysteme für Greifarme und Elektro-Magneten entwickelt. Für Letztere besteht ein weltweites Patent. Eine Vorschrift für den Einbau dieser Systeme besteht nicht, aber der Nachweis "sauberen" Materials muss erbracht werden. Experimentiert wird zurzeit mit Solartechnik, die Messanlagen mit Strom versorgen könnte. Vor vier Jahren kam das dritte Standbein hinzu: In der "Lagerrekonditionierung" werden Walzlager aufbereitet. "Früher wurden verschmutzte Lager entsorgt. Heute können wir rund 80 Prozent aufbereiten."

Das Unternehmen
Die Cetto AG wurde 1922 als "Brockhaus Co. GmbH" ins Handelsregister eingetragen. Fred Cetto tritt kurz danach als Oberingenieur in die Firma ein, 1923 Umbenennung in "Elektrische Schweißbetriebe Cetto und Gärtner". Heinrich Dehnhardt kauft die Firma 1936 von Fred Cetto, sein Sohn Max tritt 1946 ein. 15 Jahre später erfolgt der Umzug von Düsseldorf nach Ratingen, einhergehend mit einer Vergrößerung der Produktionsflächen.



Autor: Muelders -- 15.11.2012; 21:32:49 Uhr

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