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Der neu gegründete DGB-Kreisverband und sein Vorsitzender wollen die Kaufkraft der Arbeitnehmer stärken.
METTMANN Der Deutsche Gewerkschafts-Bund (DGB) hat im Kreis Mettmann einen neuen Kreisverband gegründet. Unter dem Dach des Spitzenverbandes sind Verdi, IG Metall, IG Bergbau-Chemie-Energie (BCE), IG Bauen-Agrar-Umwelt (BAU), Gewerkschaft der Polizei (GDP), Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) vereint. Die Neugründung und Ziele erläutert der neue Vorsitzende des DGB-Kreisverbandes, Dirk Sondermann, im Gespräch mit der Rheinischen Post.

Warum wird gerade jetzt ein neuer Kreisverband in Mettmann gegründet? Oder anders gefragt: Warum gab es ihn bisher nicht?
Sondermann Letzteres kann ich gar nicht sagen. Es hat sich wohl niemand drum bemüht, aber der Kreis Mettmann steht nicht alleine da innerhalb des DGB. Jedenfalls gibt es aktuell eine Initiative, die "weißen Flecken" auf der Landkarte zu füllen, also in möglichst allen Landkreisen und kreisfreien Städten einen eigenen Kreisverband zu gründen. Gerade hier im Kreis macht das auch Sinn, denn bei uns existieren auch alle im DGB organisierten Gewerkschaften. Und die können zusammengenommen mehr als 30 000 Mitglieder vorwiesen, was für ein Gebiet mit rund 480 000 Einwohnern eine ansehnliche Zahl ist.

Was haben Sie sich als Gewerkschaftsbund denn nun als erstes vorgenommen?
Sondermann Zunächst mal gilt es, sich als Vorstand zu finden. Dazu gehören neben mir als Verdi-Vertreter und meinen Stellvertretern Dirk Mühling von der IG Metall und Daniel Ubber von der IG BCE auch die entsandten der übrigen Gewerkschaften. Wir müssen die Aufgaben im Kreis als Team entwickeln und bearbeiten.

Welche Aufgaben sind das?
Sondermann Es ist mir ein persönliches Anliegen, der Sache der Arbeitnehmer im Kreis ein Gesicht zu verleihen. Das bedeutet, Kontakt aufzunehmen zu Parteien, Wirtschaft, Kirchen, Verwaltung und Verbänden auf Kreisebene. Und nicht zuletzt auch, öffentlich in Erscheinung zu treten. Für die anstehende Bundestagswahl sind wir sicher zu spät, aber es kommen noch andere, insbesondere kommunale, Wahlen.
Was werden Sie denn inhaltlich vertreten?

Sondermann Selbstverständlich schließen wir uns der bundesweiten Auffassung des DGB an. Dort gibt es einen bunten Blumenstrauß mit Forderungen und Ansichten, die es auch vor Ort zu vertreten gilt. Nichtsdestotrotz werden wir uns einige Kernpunkte herausgreifen, die wir in den nächsten Monaten entwickeln. Ich persönlich kann allerdings schon mal sagen, dass mir die Verkehrsinfrastruktur, insbesondere der ÖPNV, wichtig ist. Außerdem werden wir uns sicher um verbesserte Perspektiven für junge Leute bemühen, das betrifft sowohl die schulische Bildung als auch den Ausbildungs- und späteren Berufsmarkt. Selbstverständlich wird es auch um Arbeitsbedingungen gehen, zum Beispiel gegen Niedriglöhne und schlecht bezahlte Leiharbeit zu kämpfen. Das sind in meinen Augen die übergreifenden Themen, die wir als DGB anpacken können. In allen anderen Belangen sind die Gewerkschaften selbst bereits gut aufgestellt im Kreis Mettmann.

Die Gewerkschaften Verdi und NGG haben in der vergangenen Woche auf eine neue Studie zum Thema Mindestlohn hingewiesen. Die Kaufkraft im Kreis Mettmann soll demnach um über 84 Millionen Euro steigen können.
Sondermann Ja, genau. 49 170 Menschen arbeiten im Kreis Mettmann für Niedriglöhne. Die von unseren beiden Gewerkschaften in Auftrag gegebene Studie des Hannoveraner Pestel-Instituts hat ergeben, dass bei Einführung eines verpflichtenden Mindestlohns von 8,50 Euro die Kaufkraft auf 84,4 Millionen Euro steigen würde. Zudem gehen die Wissenschaftler davon aus, dass dieser Zuwachs nahezu eins zu eins in den Konsum fließen würde. Für uns ist das Grund genug, erneut die sofortige Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns zu fordern. Und wir kritisieren, dass die Bundesregierung diesen Schritt nicht gehen will und ihn sogar durch nicht umsetzbare Vorschläge blockiert. Allerdings darf unsere Kritik da nicht nur die Politik treffen, auch die Unternehmen, die Dumpinglöhne zahlen, sollten über ihr moralisches Verhalten nachdenken. Sie lassen sich die Lohnzahlung dadurch steuerlich subventionieren, dass die Arbeitnehmer nicht selten ihren Lebensunterhalt als Hartz-IV-Aufstocker bestreiten müssen. In meinen Augen sollte der Grundsatz gelten: Wirtschaft ist für die Menschen da, nicht umgekehrt!

Was treibt Sie persönlich denn an, sich als Gewerkschafter zu engagieren?
Sondermann Ich habe mich schon als Teenager für Politik interessiert, bin zudem durch den elterlichen Haushalt politisch sozialdemokratisch geprägt. Ausschlaggebend aber waren meine eigenen Erlebnisse während der Lehre. Möglicherweise lässt sich das so aus heutiger Sicht nicht unbedingt halten, aber mein damaliger Eindruck war, dass mein Chef als Alleinherrscher in seinem kleinen Betrieb auftrat. Er betrachtete Menschen als Eigentum und wollte mich selbst damals unter Tarif bezahlen.

STEFAN MÜLDERS STELLTE DIE FRAGEN.



Autor: Muelders -- 02.11.2018; 18:51:01 Uhr

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