ISSUM Für viele überraschend ist der TV Issum in der Handball-Landesliga der Männer als Tabellenführer in die Winterpause gegangen. Punktgleich mit dem MTV Rheinwacht Dinslaken zwar, aber in der Tordifferenz leicht besser. Trainer Tom Strack hatte damit vorher nicht gerechnet, wie er im Interview verrät.
Herr Strack, vor Saisonbeginn hatten Sie eine schwere Spielzeit für Ihre neue Mannschaft, den TV Issum, vorausgesagt. Der fünfte Platz aus der Vorsaison sei kaum zu wiederholen. Was waren im Sommer Ihre Gründe für diese Einschätzung und wie sehen Sie die Situation jetzt?
Strack Für mich war diese Gruppe der Landesliga Neuland und ich konnte die gegnerischen Teams nur schwer einschätzen, dazu kamen die Weggänge und Verletzungen in Issum – also eine insgesamt recht problematische Personalsituation. Inzwischen sollten wir uns sicherlich auch andere Ziele stecken können, auch wenn dabei niemand von uns an den Aufstieg denkt. Wir wollen weiter einfach den Moment genießen, Spaß haben am Handballspiel, hoffen, dass die Personaldecke nicht noch dünner wird und so lange wie möglich oben dabei sein.
Wie sehr überrascht Sie selbst die Tatsache, dass Ihre Mannschaft aktuell die Tabellenführung der Landesliga-Gruppe inne hat und außer gegen den punktgleichen Zweiten Dinslaken noch kein Spiel verlor?
Strack Davon bin ich extrem überrascht, und das gilt nicht nur für mich, sondern auch für die Spieler. Aber die Tabellenführung ist nur eine Momentaufnahme und wir wissen, dass der Schuss auch schnell wieder nach hinten losgehen kann. Wir sind sicher keine Ligafavoriten, auch wenn andere uns diesen Stempel jetzt gerne aufdrücken. Unser Problem ist schlichtweg, dass aktuell der Nachwuchs fehlt, um dauerhaft oben mitspielen zu können. Auch wenn wir zurzeit einen attraktiven Handball spielen, würden wir jeden Spieler, der zu uns kommen möchte, mit offenen Armen empfangen.
Auch wenn sich bisher immer gute Lösungen gefunden haben für den Kader ist die personelle Situation nicht berauschend, insbesondere auf der Torhüterposition. Gibt es hier eine Perspektive neben Jens Holsteg?
Strack (lacht) Perspektiven gibt es da viele, insbesondere für neu zu uns stoßende Keeper. Nein, Jens hat tatsächlich das Pech, dass er in jedem Spiel 60 Minuten durchhalten und seine Leistung zeigen muss. Lars Götting war zwar wieder fit, wurde dann aber beruflich zumindest vorübergehend nach Süddeutschland beordert und ich bin froh, dass die „zurückgetretenen“ Torhüter ihr Wort halten und im Notfall einspringen. Aber in der Tat haben wir zurzeit nur einen festen Spieler auf der Position.
Wie sieht es mit den sonstigen angeschlagenen beziehungsweise verletzten Spielern aus?
Strack Christoph Leenings und Niklas Kluge sind auf dem Wege der Besserung, brauchen aber noch ein wenig Zeit. Tobias Nießen wird mit seinem Kreuzbandriss eher längere Zeit ausfallen. Immerhin ist mit Markus Mölders ein ehemaliger Issumer über die Winterpause aus Friedrichsfeld zu uns zurückgekehrt. Gerne nehmen wir, wie schon erwähnt, weitere Spieler, insbesondere junge, die sich noch profilieren wollen, bei uns mit auf.
Was trauen Sie Ihrer Mannschaft in diesem Jahr zu? Immerhin ist die Hinrunde bei zwei noch ausstehenden Spielen fast abgeschlossen.
Strack Dieser Mannschaft ist noch viel zuzutrauen, trotz dünner Personaldecke. Sie hat viel Ehrgeiz auf dem Spielfeld und gibt sich nie auf, auch bei Rückständen nicht. Insofern können wir die ersten drei Plätze anstreben. Wenn ab jetzt alles reibungslos verläuft und sich vor allem niemand mehr neu verletzt, dann kann sogar die Tabellenführung verteidigt werden. Aber davon ist eher nicht auszugehen. Favorit ist und bleibt für mich Dinslaken, die spielerisch aus meiner Sicht das stärkste Team der Liga stellen.
Am Sonntagabend müssen Sie mit Ihrer Mannschaft um 18.15 Uhr beim HCTV Rhede antreten. Wie sieht Ihre Prognose gegen den Tabellenvierten aus?
Strack Auch wenn andere uns jetzt gerne als Favoriten abstempeln, sehe ich das noch lange nicht so. In Rhede hängen die Trauben für uns sehr hoch, einerseits weil uns Sonntagabendspiele überhaupt nicht liegen, andererseits weil Rhede eine robuste Mannschaft stellt, die zu Recht oben in der Liga mitspielt. Rhede kommt aus seiner stabilen Abwehr heraus mit Druck nach vorne und es gilt auch für uns erst mal, die Defensivreihen irgendwie zu knacken. Selbstverständlich haben wir aber auch nicht vor, dorthin zu reisen und die Punkte da zu lassen. Ich baue da trotz schwächer besetzter Bank einfach mal auf die bereits genannten Tugenden: Ehrgeiz und Kampfstärke bis zum Schlusspfiff.
Stefan Mülders stellte die Fragen.
ZUR PERSON
Issum ist das zweite Männerteam für Strack
Tom Strack ist verheiratet, hat einen Sohn und trainiert die Issumer Männer seit Sommer vergangenen Jahres als Nachfolger von Werner Konrads. Zuvor betreute der 53-Jährige Tönisvorster Damenteams aus Kaldenkirchen in der Landesliga, Lürrip in der Verbandsliga und führte St. Tönis in die Verbandsliga. Mit der zweiten Männermannschaft des TV Ratingen war er aus der Landesliga abgestiegen und hatte sie noch ein Jahr in der Bezirksliga betreut.
Autor: Muelders -- 11.01.2017; 16:16:46 Uhr
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