VON NORBERT KLEEBERG UND STEFAN MÜLDERS
Ratingen. Noch vor einem Jahr plante der Führungssysteme-Hersteller, seinen Standort in Ratingen auszubauen. Fehlende Expansionsmöglichkeiten vor Ort treiben das Unternehmen nun nach Benrath. Die Stadt bedauert den Wegzug.
Am 1. März haben Geschäftsführer Rüdiger Knevels und seine fast 80 Mitarbeiter eine neue Adresse: Die Rollon GmbH, weltweit agierender Hersteller für Führungs- und Schienensysteme, zieht vom Ratinger Voisweg nach Düsseldorf-Benrath in den Segro-Park. Dort wird sich das Unternehmen von bisher rund 1 000 Quadratmetern Produktions- und 300 Quadratmetern Büroflächen auf insgesamt 2 900 Quadratmeter verdoppeln.
"Unsere Ausbaupläne in Ratingen hatten lange Bestand, aber die Möglichkeiten wurden durch andere Maßnahmen im Umfeld auf Eis gelegt", sagt Marketingleiter Klaus Hermes. Einwände aus der Bürgerschaft gegen den Bebauungsplan, die fast auch zum Scheitern der Esprit-Pläne geführt hätten, sorgten für eine zu lange Verzögerung der Ausbaupläne von Rollon. "Wir wollten unsere Gebäude an einen Investor verkaufen, ausbauen lassen und wieder zurückmieten", sagt Knevels. "Aber ohne gültigen B-Plan finden sie keinen Investor."
Das Verkaufsbestreben rührte daher, dass Rollon nicht mehr in Gebäude, sondern ausschließlich in Mitarbeiter und Maschinen investieren will. Auch andere Lösungsversuche scheiterten, die Suche nach einem anderen Standort auf Ratinger Stadtgebiet blieb erfolglos. "Leider hielt sich dabei auch die Unterstützung durch die Stadt in Grenzen. Wir haben also letztendlich kein Gebäude oder Gelände finden können, das unseren wachsenden Ansprüchen gerecht geworden wäre."
Rollon war in den vergangenen zwei Jahren stark gewachsen, hatte allein in 2012 insgesamt 20 Mitarbeiter neu eingestellt. Reiner Heinz (Wirtschaftsförderung) betonte gestern auf RP-Anfrage, dass man Rollon fast 20 Angebote unterbreitet habe, "leider war nichts Passendes dabei, das finden wir auch sehr bedauerlich".
Bereits seit dem Jahr 2008 habe es Gespräche gegeben, erklärte Heinz, Rollon benötige Hallen und Büros, entsprechende Standorte und Angebote seien aber nicht so leicht zu finden. Anders sehe die Situation bei Büros aus, da "haben wir zwischen 100 und 7000 Quadratmetern alles im Angebot", ergänzte Heinz.
Eher zufällig landete eine Anfrage aus Düsseldorf bei Rüdiger Knevels. "Ich wollte mir das Gebäude eigentlich nicht einmal ansehen, weil ich das unseren überwiegend in Ratingen wohnenden Mitarbeitern nicht zumuten wollte." Doch er ließ sich überreden, sich die Zeit für eine Besichtigung zu nehmen. "Das war wie ein Zeichen von irgendwo her."
Die Lage direkt am Rhein sei super, die Gebäude würden den eigenen Maßstäben entsprechen und in kürzester Zeit baulich anpassbar sein. "Das war für uns das Wichtigste. Wir hatten die Kapazitätsgrenzen unserer eigenen Gebäude längst überschritten und brauchten eine kurzfristige Alternative."
Rückblende: Rollon Deutschland wurde vor 21 Jahren in Düsseldorf als Vertriebsbüro gegründet. Seit 2006 konzentriert sich Rollon auf Sonderlösungen und schwimmt damit gegen den Strom der kostengünstigen Massenfertigung. Neben kundenspezifischen Neuentwicklungen beschäftigt sich die technische Abteilung auch mit Konzeptstudien, die auf keinem direkten Auftrag basieren.
Als Spezialist für "Linearführungskomponenten" stellt das Unternehmen Führungsschienen für Bahnverkehr (zum Beispiel ICE-Türen), Logistik-Zentren, Automobilbau, Flugzeuge, Spezialfahrzeuge oder Medizintechnik her. Im September 2011 wurde mit dem Zukauf von "El.more" die Palette um einen Anbieter von kompletten Linearachsen (einbaufertige Module) erweitert. Weltweit hat der Konzern mit italienischer Mutter in der Nähe von Mailand etwa 250 Mitarbeiter.
Vor sechs Jahren lag der Jahresumsatz in Deutschland bei zehn Millionen Euro, bereits 2011 war er auf 22 Millionen mehr als verdoppelt. Damit trägt das Unternehmen fast zur Hälfte zum weltweiten Umsatz bei. Und der Umsatz soll bis 2016 auf 40 Millionen Euro noch mal gesteigert werden.
Die Entwickler
Ausgezeichnet als innovative Firma
Als eines der 100 innovativsten deutschen Unternehmen wurde Rollon Mitte vergangenen Jahres ausgezeichnet.
Das Besondere: Es zählte nicht das interessanteste Patent, sondern ob mit Innovationen Umsatz erzielt wird. Es ging also um die Frage, ob ein Produkt überhaupt am Markt benötigt wird.
Autor: Muelders -- 01.04.2013; 00:01:09 Uhr
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